Er macht nicht, was man ihm sagt – tatsächlich fußt sein Erfolg darauf, nicht zu tun, was man ihm sagt“, schrieb der iranisch-amerikanische Kulturwissenschaftler Hamid Dabashi über Jafar Panahi. Da hatte der Regisseur bereits die Goldene Palme von Cannes gewonnen (1995, für „Der weiße Ballon“), den Goldenen Leoparden von Locarno (1997, für „Der Spiegel“) und den Goldenen Löwen von Venedig (2000, für „Der Kreis“). Weitere Preise folgten, darunter zwei Silberne Bären in Berlin – und nun, am Wochenende, der Goldene Bär für den besten Film der Berlinale 2015. Der Preis ehrt Panahis eigen- und widerständige Position im Weltkino der Gegenwart, aber er ist auch ein politisches Signal.

Hoher Preis

In „Taxi“ sieht man Panahi selbst einen Wagen durch Teheran lenken; mit seinen Fahrgästen unterhält er sich über Gesellschaft und Politik in seinem Land. Klingt nicht besonders gefährlich; und doch steht das ausgezeichnete Werk exemplarisch für den hohen Preis, den Panahi in seinem Heimatland Iran für sein außerordentliches Schaffen bezahlt. „Taxi“ musste heimlich gedreht und nach Berlin geschmuggelt werden. Bei der Preisverleihung fehlte der Regisseur, weil ihn das Mullah-Regime 2010 20 zu Jahren Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt hat. Im übrigen auch zu sechs Jahren Gefängnis (das Berufungsverfahren ist noch in Gang), alles wegen angeblicher „Propaganda gegen die iranische Regierung“. So kann man es natürlich auch nennen, wenn ein Künstler in seiner Arbeit vor allem von den Kindern, den Frauen, den Armen in seinem Land erzählt. Seither haben sich weltweit Filmemacher, Schauspieler, Kritiker mit dem regimekritischen Regisseur solidarisiert (und vielleicht hat ihm die internationale Aufmerksamkeit bisher die Haft erspart). 2012 erhielt er den EU-Menschenrechtspreis. Und trotz Berufsverbot, trotz Repressalien gegen sich und seine Familie hat er seit 2010 drei Filme gedreht; Zeugnisse immensen Muts und hoher künstlerischer Integrität. Die zeigte der Regisseur auch, als er von seinem Preis erfuhr: Er sei glücklich, ließ er ausrichten, aber er hätte seinen Film lieber in Teheran gezeigt als in Berlin.

UTE BAUMHACKL