
Frau Lorenz, wobei entspannen Sie eigentlich mehr: wenn Sie Ihrer geliebten Gartenarbeit nachgehen oder beim Ansehen der ZiB 2 vor dem Fernseher?
LOU LORENZ-DITTLBACHER: Natürlich beim Gärtnern. Wenn ich die ZiB 2 schaue, bin ich immer Journalistin und verfolge das Interview, das Armin Wolf oder einer unserer Kollegen führt – dabei kann ich mich nicht entspannen. Zu Hause lebe ich immer mit und frage mich, warum gibt es da keine Antwort oder warum weicht der Interviewte jetzt aus.
Für mich ist die ZiB 2 die kritischste Nachrichtenfernsehsendung Österreichs. Ist es ein besonderes Gefühl, für dieses Format zu arbeiten, oder ist es ein TV-Job wie viele andere?
LOU LORENZ: Nein, das ist der absolute Traumjob, denn es ist das Größte, was eine Fernsehjournalistin machen kann. Ich sehe im Bereich des Nachrichtenjournalismus nichts Tolleres, als diese Live-Interviews machen zu können. Da das politische Personal ja regelmäßig wechselt, kommen auch immer neue Herausforderungen nach. Es ist eine große Ehre, die ZiB 2 moderieren zu können, und das sage ich nicht bloß so – das ist es wirklich.
Wenn es hierzulande aber für einen TV-Journalisten nichts Besseres gibt als die ZiB 2, sind Sie im Alter von 40 Jahren beruflich aber bereits am Zenit.
LOU LORENZ: Aber da kann man ja ein bissl bleiben. Der Armin hat auch mit 40 die ZiB 2 moderiert und ist jetzt 48 und macht es immer noch. Kein Mensch weiß, was die Zukunft bringt, aber ich sehe überhaupt keine Abnutzungserscheinungen. Mir ist es in den letzten fünf Jahren nie auch nur ein bisschen langweilig geworden – es wird eher von Jahr zu Jahr interessanter.
Ich sehe da überhaupt kein Schaugefecht.
Lou Lorenz über Interviewführung
Für den einstigen Moderator Josef Broukal sind die Interviews heute bloße Schaugefechte zwischen Interviewer und Interviewtem. Was sagen Sie dazu?
LOU LORENZ: Ich sehe da überhaupt kein Schaugefecht. Wir haben alle eine gemeinsame Agenda: Wir stellen Fragen und wir wollen Antworten. Allerdings wird heute viel häufiger als früher in Worthülsen und Stehsätzen geantwortet. Damit können wir uns nicht zufriedengeben. Das fällt beim Publikum sehr oft positiv auf, aber manchmal auch negativ. Vor allem Frauen wird schneller vorgeworfen, zu aggressiv oder bissig zu sein. Wir müssen uns leider sehr oft damit begnügen, dass keine Antwort kommt, aber wir schildern, glaube ich, auch aus, dass wir sie nicht bekommen haben. Das hat nichts damit zu tun, gewinnen zu wollen.
Ab und zu wird Moderatoren vorgeworfen, ihr Umgang mit Politikern sei zu respektlos.
LOU LORENZ: Ich würde das eher umdrehen: Man behandelt uns nicht mit Respekt, wenn keine Antworten gegeben werden, denn wir stellen ja weder gemeine Fragen noch bauen wir Fallen ein.
Manche Zuseher glauben, die Politiker würden noch vor dem Interview erfahren, welche Fragen ihnen gestellt werden.
LOU LORENZ: Nein, nie! Sie wissen im Vorfeld, worum es geht, weil sie zu einem bestimmten Thema eingeladen werden. Aber sind sie zu keinem bestimmten Thema im Studio, wie etwa bei den Interviews zum Jahreswechsel, dann wissen sie vorab nur, dass es um das politische Jahr gehen wird. Niemand von uns würde ein Interview führen, in dem die Fragen vorab bekannt gegeben werden müssen, und Politiker akzeptieren das auch völlig. Mich hat noch kein Pressesprecher gefragt, was denn gefragt werden würde.
Ich habe nicht das Gefühl, dass es gut wäre, stilistisch gleich zu sein wie er.
Lou Lorenz über Armin Wolf
Was sind die Vorteile, mit Armin Wolf zu arbeiten?
LOU LORENZ: Er hat mich 1999 zum ORF geholt und war bei der ZiB 3 mein erster Chef. Ich durfte wahnsinnig viel von ihm lernen und er arbeitet unglaublich hart sowie wahnsinnig akribisch. Wie er sich vorbereitet und wie er für den Job lebt, nötigt mir großen Respekt ab. Das ändert nichts daran, dass ich ein anderer Mensch bin mit einem anderen Stil.
Was sind die Nachteile, mit einem Starmoderator wie Armin Wolf zu arbeiten?
LOU LORENZ: Seine Präsenz ist natürlich wahnsinnig groß. Armin möchte drei Sendungen pro Woche moderieren und dann bleiben noch zwei Sendungen übrig. Aber ich mach das gerne. Ich habe nicht das Gefühl, dass es gut wäre, stilistisch gleich zu sein wie er. Es ist gut, dass wir unterschiedlich sind, aber wir haben den gleichen Wunsch: Wir wollen Antworten. Und dieses Mit- und Nebeneinander funktioniert.
Wie sehen Sie Ihren früheren Arbeitgeber W1, aus dem später ATV wurde?
LOU LORENZ: Dort habe ich in den zweieinhalb Jahren wahnsinnig viel gelernt und durfte viel ausprobieren, auch mich selbst. Zudem hat es mir den Weg in den ORF geebnet, was ich nie für möglich gehalten hätte. ATV und den anderen österreichischen Privatsendern würde ich wünschen, dass sie noch mehr Nachrichten machen. Aber ich weiß, wie teuer und wie unbedankt es oft ist.
ZUR PERSON
Lou Lorenz-Dittlbacher wurde am 19. August 1974 in Wien geboren.
Werdegang: Nach der Matura studierte sie zunächst Französisch und Latein. 1994/95 besuchte sie einen Hochschulkurs für Europajournalismus und arbeitete als Journalistin für "Die Presse", den "Kurier" und den "Standard". Nach zweieinhalb Jahren bei W1 (heute ATV) wechselte Lorenz-Dittlbacher 1999 zum ORF.
Stationen: Beim ORF begann sie als Redakteurin für die ZiB 3. 2003 wechselte sie zur Zeit im Bild und moderierte die Ausgaben um 9 und 13 Uhr. 2007 übernahm sie die Präsentation von ZiB 20 und ZiB 24, seit 2010 moderiert Lorenz-Dittlbacher die ZiB 2.
Privat: verheiratet mit TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher
Kommentare (47)
Kommentierenvor 3 Tagen
Diese Leute die alles hinterfragen müssen
sind ärger als ein Chef den man nicht mag.
vor 3 Tagen
Respekt
muss man sich erarbeiten .....!
vor 3 Tagen
diese Teleprompter-Ableser
glauben auch sie sind irgendwelche Royals! soll ma uns hinkien und den Ring küssen, oder wie, Frau Tittlbacherin???
vor 3 Tagen
ZIB 2
... war wohl immer und ich fürchte, wird auch so bleiben. Eine Linke Belangsendung.
in kaum einer anderen deutschsprachigen Nachrichtensendung kann man die Zugehörigkeit einer politschen Richtung so von der Nase absehen, wie beim ORF.
vor 3 Tagen
Überbewertet
Die ZIB ist eine im Vergl. mit deutschen Nachrichten, naja etwas schaumgebremst berichtend, z.Zt etwas Genossenfreundlich, aber sonst ganz gut gemacht.Herr Wolf ist sicher nicht Unsympathisch, aber wie viele im ORF massiv Überbezahlt. Für ein paar Nachrichten von div. N.Agenturen zusammenschreiben und Vorlesen?!!
vor 3 Tagen
..
es gibt in österreich keine einzigen unahängigen medien. das ist das größte problem. wenn du die österreichsiche politik objektiv sehen willst, bist du gezwungen zeitungen der nachbarländer zu lesen. unser land steckt in so einem tiefen politsumpf. wenn man da genauer über die verbindungen nachdenkt ( banken, kammern, instituionen, parteien, medien) kommt einem das frühstück hoch. wenn du in diesen bereichen kein lobbing betreibst, hast du in diesem land keine chance.
vor 3 Tagen
Ich verstehe nur nicht,
dass die meisten von ihr geführten Interview's vor der Sendung aufgezeichnet werden. Das ergibt bei mir einen falen Geschmack, dass hier etwas gedreht, geschnitten oder dazugeflickt wurde. Diese Unsitte abzuschaffen, liegt aber an den Oberen im ORF von denen sie mit Einem verheiratet ist. Ich mag die Frau nicht!!!!!!!
vor 3 Tagen
Frau Lorenz ist
eine ausgezeichnete Moderatorin.
vor 4 Tagen
Naja,ich erlaube mir das so zu sehen,daß
die ZIB2 steht wie ein Fels in der Brandung weil halt der Rest schon untergegegangen ist.Unter den jetzigen Bedingungen machen die Dame da oben,die durchaus zahnscharf sein kann und Herr Wolf ganz gute Figur,den intelligenten Spott eines Hochner könnens mir aber auch beide nicht ersetzen.Viel schwerwiegender aber scheint mir,daß sich politische Berichterstattung halt grundsätzlich nicht darin erschöpft,daß irgendein Kasperl sich besser oder schlechter bei kritischen Fragen schlägt und die Hintergrundinformation
zu irgendwelchen Problemen ist im ORF generell mehr als mau geworden,weiß mans nicht,erfährt mans auch dort nicht.Und daß wenn Krieg ist Panzer fahren weiß ich auch,ohne daß man es mir zeigt.
vor 4 Tagen
Sie kann:
ihre polit.Zugehörigkeit NIE verbergen ,die Orf-Frau mit dem giftigen Blick ..
vor 3 Tagen
Gott sei Dank
keinen Geierblick!
vor 3 Tagen
@Geier55
Dafür rätsle ich ständig, wo Sie sich zugehörig finden könnten. Zugegeben, Sie werden nicht dafür bezahlt. Darf man doch annehmen?
vor 4 Tagen
armin wolf
ein unsympatischer roter genosse soll endlich abtreten !!!!!!
vor 4 Tagen
Hoffentlich liest er Ihre wichtigen Zeilen,
dann wird er Ihrem Wunsch bestimmt umgehend nachkommen.
vor 4 Tagen
ad SPAde1:
Na gut, aber gibt es irgendeinen Joutrnalisten, der "perfekt" ist ??
Das Problem von politischer Berichtwerstattung ist halt einmal die zwangsläufige Voreingenommenheit des Zuschauers.
Schließlich gibt es ja VIELE andere Medien, wo man sich Inforamtionen holen und VERGLEICHEN kann.
vor 4 Tagen
Was habt ihr alle gegen sie ???
Ich finde, sie macht´s recht gut - und fesch ist sie obendrein.
also was will man mehr ??
vor 4 Tagen
Objektivität fehlt ...
..bei Dittlbacher. Erst vor wenigen Tagen sprach sie von einem "angeblichen" Akademikerball, wobei "angeblich" eine unkorrekte, politisch - linke Aussage ist.
Der ORF ( als Geldverschwendungsfirma ) sollte seinem Auftrag unabhängig zu sein in allen Fällen nach kommen. Oder die Zwangsmitgliedschaft wird ENDLICH aufgelöst.
vor 4 Tagen
....die ....
...Fr. Lou erinnert mich immer an einen
grantigen Rotweiler, welchen man bei der Fütterung übersehen hat!
vor 4 Tagen
@Lou Lorenz: Respekt erarbeitet man sich sicher nicht durch bissigkeit
Egal ob Wolf oder Lorenz, beide haben keinen Respekt gegenüber unseren Politikern.
Einzig der Bundeskanzler - da er ein Roter ist - wird mit völlig belanglosen Fragen konfrontiert, sodass er ja nicht sein Gesicht verliert.
Lorenz ist meines Erachtens viel zu emotional und wird sehr schnell bissig. Das ist mir zu wenig Professionell.
vor 4 Tagen
"... er ja nicht sein Gesicht verliert"
Was für ein Gesicht?
vor 4 Tagen
Und wie sie hetzt
die Neidgesellschaft.
Frau LLD ist journalistisch dem Herrn Wolf absolut ebenbürtig!
vor 4 Tagen
hetzt? - ist das nun dein lieblingswort um alle die nicht deiner meinung sind
als n-a-z-i zu outen?
vor 4 Tagen
Das genannte Wort
steht nirgends und outen kann man sich nur selbst.
Aber jenen, denen ein posting nicht passt, tun gern uminterpretieren.
vor 4 Tagen
Präsenz von Armin Wolf
wird sich aber hoffentlich nichts ändern.Ist auch der einzige der die
ZIB 2 interresant macht.
vor 4 Tagen
Und wieder
fühlen sich Rechten verfolgt! Ja einen HC sollte man nur Fragen nach dem Wetter stellen......
vor 4 Tagen
@harri: dann vergleich ein interview mit hc und faymann
und dann erzähl mir, dass hier objektiver Journalismus betrieben wird.