Schade, dass sie nicht mehr zusammen sind. Sonst hätten Kathryn Bigelow und James Cameron einen neuen Oscar-Rekord aufgestellt: Ales Ehepaar mit den meisten Nominierungen in der Geschichte dieses Bewerbes.

Camerons zauberhaftes Fantasy-Märchen "Avatar" ist neunmal genannt, "The Hurt Locker", ein intensiver Antikriegsfirlm seiner Ex-Gemahlin ebenfalls. Macht zusammen 18 Nominierungen für die Gala am nächsten Sonntag. Und bekäme Bigelow selbst einen, wäre das der erste Regie-Oscar für eine Frau.

Bigelows Film ist damit auch ein bizarres Beispiel für die mutlose Politik der Verleihe geworden: Erst fand er monatelang keinen europäischen Vertrieb, dann wurde der geplante Kinostart in Österreich wieder abgeblasen. Begründung: Vermutlich wird sich das Publikum nicht dafür interessieren.

Wütende Absage

Die Filme der 58-jährigen Amerikanerin sind nie Blockbuster gewesen, dafür hatten sie allesamt eine gewisse Qualität, so auch "The Hurt Locker", deutscher Titel: "Tödliches Kommando". Es ist eine Story über ein Entminungs-Kommando im Irak aus der Sicht des einfachen Soldaten. Nicht ganz unerwartet ist es auch eine wütende Absage an Macho-Kult und Kriegswahn, zumal das Drehbuch von Mark Boal stammt, der selbst als Journalist am Feldzug gegen Saddam Hussein teilgenommen hatte.

Bigelows Filme waren stets etwas anders als die anderen: In "Blue Steel" mit Jamie Lee Curtis untersuchte sie die Auswirkungen, die ein Todesschuss auf die Schützin haben kann. Der 1990 gedrehte Streifen zählt bis heute zu den besten Polizei-Thrillern, die je ins Kino kamen.

Kathryn Bigelows Gesamtwerk ist eher schmal: Gerade einmal acht Spielfilme hat sie in den letzten 30 Jahren inszeniert. Darunter aber so markante Streifen wie "Gefährliche Brandung" oder "Strange Days".

Kurz-Ehe

Eigentlich kommt sie aus der Bildenden Kunst: Zwei Jahre studierte sie am San Francisco Art Institute bevor sie mit einem Stipendium des berühmten Whitney Museums 1971 nach New York übersiedelte. Dort war sie eine Zeit lang Mitglied der avantgardistischen Künstlergruppe "Art and Language". Später sollte sie an der Columbia University ein Filmstudium beginnen. Von 1989 bis 1991 war sie mit James Cameron verheiratet, der zu diesem Zeitpunkt schon Erfolge wie "Terminator" und "Alien" hinter sich hatte. Ganz ohne Zweifel war diese Kurzehe für die Regisseurin Bigelow auch mit einem Kompetenzgewinn verbunden, den sie auf ihre Art nutzte.

Cameron inszenierte seine Stoffe eher als große Oper, was in "Titanic" seinen Höhepunkt fand. Bigelow indes strebte mehr in die Tiefe: Konflikte und Gewalt sind nur die Ausgangspunkte, von denen aus sie Wirkungsforschung betreibt. Die New York Times schrieb treffend: "Kathryn Bigelow macht aus der Kunst des Actionfilmes so etwas wie visuelle Poesie der Eingeweide". Die Oscar-Akademie hatte dabei ein offenbar gutes Bauchgefühl.