Die vorzeitige Kündigung des Dresdner Generalmusikdirektors Fabio Luisi wird ein Fall für die Anwälte. "Wir erachten die Kündigung von Fabio Luisi für unwirksam. Seine vertraglichen Rechte wurden nicht verletzt. Der Vertrag mit Herrn Luisi besteht damit fort", sagte Sachsens Kunstministerin Sabine von Schorlemer am Freitag. Im Ministerium sei die Tür für Gespräche mit ihm offen.
"Wir erwarten, dass Fabio Luisi seinen Vertrag bis zum Sommer 2012 in Dresden erfüllt." Unabhängig von den juristischen Bewertungen werde die Staatsoper nach einer Lösung suchen, um den Schaden zu minimieren. Für alle Besucher werde der Spielbetrieb "auf gewohntem Niveau" gewährleistet.
Luisi, der auch Chefdirigent der Wiener Symphoniker ist, hatte am Mittwoch seinen vorzeitigen Abgang aus Dresden verkündet. Die Nachricht an sich kam nicht überraschend, Zeitpunkt und Form sorgten jedoch für Verwunderung. Das Kunstministerium als Arbeitgeber erfuhr aus den Medien von der Entscheidung des italienischen Dirigenten; sein Orchester - die Staatskapelle Dresden - wurde auf einer Skandinavien-Tour in Kenntnis gesetzt. Als Grund nannte Luisi unter anderem "unterschiedliche Auffassungen zu den künstlerischen Kompetenzen und letztendlich zur künstlerischen Ausrichtung der Sächsischen Staatskapelle Dresden". Als Nachfolger Luisis im Amt des Chefdirigenten stand bereits Christian Thielemann fest. Er will sich in der kommenden Woche in Dresden präsentieren.
In einem Interview mit den "Dresdner Neuesten Nachrichten" äußerte sich Luisi am Freitag erstmals selbst über die Vorgänge. Zuvor hatte er alles von seinem Hamburger Medienberater regeln lassen. Unter dem Titel "Mich überrascht die Überraschung" sagte Luisi auch, dass die Bühne nun den Anwälten gehöre. Die Semperoper sucht inzwischen nach einem Ersatz für anstehende Projekte.