Die österreichische Filmwirtschaft bekommt mit Anfang Juli ein neues Fördermodell. Das teilte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) im Beisein von Produzent Danny Krausz und Schauspieler Karl Markovics am Donnerstag in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz in Wien mit. Das Rabattmodell nach deutschem Filmförderfonds-Vorbild ist für heuer mit fünf Millionen Euro dotiert. "Ein guter Ansatz", ist Mitterlehner überzeugt. Und Krausz meinte erleichtert: "Der österreichische Film lebt."
Die ursprünglich im Gespräch gewesenen 20 Millionen Euro seien "in Zeiten wie diesen" nicht möglich, betonte der Wirtschaftsminister, auch wenn er es sich "wünschen würde". Man habe sich jedoch am Machbaren orientiert. Und am deutschen Vorbild, das Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) im vergangenen Juni in Wien vorgestellt hatte und dessen Multiplikator - die deutschen Filmförderausgaben lösten das Sechsfache an Investitionen aus - VP-Klubchef Karlheinz Kopf nachhaltig beeindruckt hatte.
Wirtschaftlich verstandene Filmförderung
Das nunmehr präsentierte Modell, das die Filmförderung nicht kulturell, sondern wirtschaftlich versteht, richtet sich an Spielfilme, die mindestens eine Million Euro Produktionskosten aufweisen (bei Dokus 200.000 Euro), unterstützt diese mit bis zu 25 Prozent der nationalen Herstellungskosten und ist für heuer mit fünf Millionen Euro dotiert. Für die Jahre 2011 und 2012 werden jeweils 7,5 Millionen Euro ausgeschüttet. Die technische und finanzielle Abwicklung erledigt die staatliche Förderbank austria wirtschaftsservice (aws), die kulturelle Förderentscheidung trifft die Austrian Business Agency (ABA).
"In England ist die Filmwirtschaft größer als die Stahlwirtschaft", wollte Mitterlehner den wirtschaftlichen Faktor des Kreativbereichs auf keinen Fall geringschätzen. Und Markovics hält die "Erschaffungsprämie" als eindeutig sinnvoller als etwa die viel diskutierte Verschrottungsprämie für alte Automobile. Die österreichische Filmwirtschaft erzielte im Jahr 2008 einen Gesamtumsatz von 667,67 Millionen Euro und beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeiter. Pro Jahr werden etwa 30 Spiel- und Dokumentarfilme produziert.
Ziel des neuen Fördermodells ist es jedoch auch, internationale Produktionen verstärkt nach Österreich zu holen. Für diese wird ein österreichischer Produktionspartner notwendig. Je mehr österreichische Aspekte an einer internationalen Produktion beteiligt sind (Regie, Schauspieler, aber auch Motive und Drehorte), desto besser sind die Förderbedingungen. Wie gut dieses Koproduktionsmodell funktioniert, bewies zuletzt etwa das deutsche Beispiel mit "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino.
Golden Globes günstig für Entscheidung
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Die Erfolge des Schauspielers Christoph Waltz in Tarantinos Film und von Michael Hanekes "Das weiße Band" sowohl in Cannes als auch zuletzt bei den Golden Globes in den USA haben die vergleichsweise schnelle Einführung des Modells mit Sicherheit begünstigt. Hanekes Produzent Veit Heiduschka (Wega Film) hätte sich jedoch eine stärkere Einbindung der Filmschaffenden in der Ausarbeitung des Modells sowie eine frühere Einsetzung des Fonds und eine höhere Dotierung vorgestellt, wie er bei der Pressekonferenz aus dem Publikum wissen ließ.
Vor einem "Danaer-Geschenk" warnt auch Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl. Die Stärke des österreichischen Films liege nicht im kommerziellen, sondern im künstlerischen Bereich. Letzter sei aber trotz Erhöhungen in der vergangenen Zeit "immer noch krass unterdotiert". Es sei zu daher "zu hoffen, dass die nun projektierte Film-Wirtschaftsförderung Kapazitäten für die Film-Kulturförderung frei macht", so Zinggl. Grundsätzlich begrüße er aber die neue Förderung selbstverständlich. Auch das Österreichische Filminstitut (ÖFI) zeigte sich in einer Aussendung erfreut über die Schließung einer "langjährigen Lücke im Räderwerk der Filmfinanzierung".