Das Salzburger Museum der Moderne (MdM) ist auf zwei Häuser verteilt. Erstmals sind beide Standorte jetzt für eine Schau zusammengelegt worden. "Kunst/Geschichten" heißt die "Themenausstellung zur Rolle der Künstler und den Museen in der Geschichtsschreibung", wie MdM-Direktorin und Kuratorin Sabine Breitwieser am Freitag bei der Presse-Vorbesichtigung erklärte.

Breitwieser hat für ihre erste Themenausstellung als MdM-Chefin 40 Künstler aus 19 Länder zusammengetragen. Insgesamt stellt das MdM 230 Werke aus der eigenen und aus lokalen Sammlungen sowie aus dem Privatbesitz vieler Künstler aus. Die ältesten Werke stammen aus dem 17. Jahrhundert, darunter Kupferstiche über die Vertreibung der Protestanten aus dem Land Salzburg. Die jüngsten sind eigens für "Kunst/Geschichten" geschaffen worden. Die prominentesten Künstler, die in der zentralen Salzburger Sommerausstellung vertreten sind, heißen Anselm Kiefer, Jörg Immendorff, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Ernst Haas, Lawrence Weiner und Harun Farocki. Formal bewegt sich die Schau durch alle Genres, vor allem raumgreifende Video-Projektionen fallen auf, mit denen Breitwieser die gegenwärtige Auseinandersetzung mit Geschichte deutlich machen will.

"Wie wird Geschichte verfasst, wer soll sie aufschrieben, und wessen Geschichte wird festgehalten, das sind die zentralen Fragen dieser Ausstellung", sagte Breitwieser, die den älteren, "geschichtsträchtigeren" Teil der Werke oben im Haupthaus auf dem Mönchsberg positioniert hat, während die Gegenwartskunst vor allem im Rupertinum zu sehen ist. Dort ist für "Kunst/Geschichten" sogar ein bisher meist als Lager genutztes Stockwerk freigeräumt und in Ausstellungsfläche umfunktioniert worden.

Zentrales Motiv dieser musealen Auseinandersetzung mit Geschichte ist der Krieg. "Neuer Krieg - Neue Kunst" ist ein Öl-Gemälde von Immendorff, und in seinem Marionetten-Video beschäftigt sich Wael Shawky mit den Kreuzzügen oder Hasspredigten von Priestern unterschiedlicher Religionen. Der Vietnamkrieg kommt in der Ausstellung zum Bild, und in ihren berühmten Druckgrafiken beschäftigt sich Käthe Kollwitz mit dem "Weberaufstand" des Jahres 1897. Otto Dix hat wie kaum ein anderer den ersten Weltkrieg thematisiert, und die berühmten Fotos aus dem Nachkriegs-Wien von Ernst Haas fehlen natürlich nicht. Beiträge zum Thema "Krieg in TV und modernen Medien" kommen von Künstlern wie Harun Farocki, Omer Fast, Walid Raad, während etwa Kader Attia, Lothar Baumgarten oder Andrea Geyer Inspiration und Ausgangsmaterial für ihre Arbeiten in Archiven bezogen haben. Die Ausstellung wird mit einer Vielzahl von Führungen sowie von einem umfangreichen Katalog begleitet.

INFO: "Kunst/Geschichten" - Themenausstellung des Museums der Moderne über die Rolle der Kunst in der Geschichtsschreibung. Die Schau wird morgen, Samstag, Vormittag eröffnet und ist bis zum 26. Oktober zu sehen. Ausstellungsorte sind das Rupertinum sowie das Haupthaus auf dem Mönchsberg. 0662 / 84 22 20-0, http://www.museumdermoderne.at. Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, von 10:00 Uhr bis 18:00, Mittwochs bis 20:00 Uhr.)