GRAZ. Zehn Tafeln sind es in Graz. Aufgestellt zwischen Augarten, Burgtor, Herrengasse, Schloßbergplatz. Als Teil einer Installation des international renommierten Künstlers Jochen Gerz. Das Land Steiermark hat das Denkmal 2008 (63 Jahre nach Kriegsende) in Auftrag gegeben. Errichtet wurde es 2010 nach breiter Bürgerbeteiligung an zehn Grazer und neun steirischen Standorten (wir berichteten). Bis 31. Juli müssen nun jene zehn Objekte, die in Wort und Bild an das Graz der NS-Zeit und die Folgen erinnern, abgebaut werden. So steht es im Bescheid, den das Grazer Straßenamt jüngst an das Joanneum-Institut für Kunst im öffentlichen Raum geschickt hat. Die Dringlichkeit überrascht: Anfang Juli hatte der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl eine Verlängerung des 2010 als temporäre Installation genehmigten Projekts in Aussicht gestellt - bis Herbst 2015.
"Das wird durchgezogen." Der Grazer FPÖ-Stadtrat Mario Eustacchio, als solcher Chef des Straßenamts, beharrt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung auf dem schnellstmöglichen Abbau von "63 Jahre danach". Ansonsten würde der Fortbestand der Installation "künftige andere Projekte verhindern. Es sollen sich, wenn andere Gedenkjahre kommen, ja auch andere Künstler verwirklichen können." Dass in Graz genügend öffentlicher Raum für zusätzliche Kunstprojekte zur Verfügung stünde, sieht Eustacchio nicht: "Wir sind alles andere als reich an öffentlichen Plätzen und müssen da behutsam vorgehen." Die Diskussion um das Gerz-Projekt will er "rein straßenrechtlich, nicht inhaltlich führen".
Erfordern Fragen der Vergangenheitsbewältigung nicht auch behutsames Vorgehen? "Man wird immer ein Thema haben, das einen an diese Zeit erinnert", sagt Eustacchio. Dass der FPÖ besonderes Interesse am Abbau eines NS-Mahnmals nachgesagt wird, sei ihm bewusst. "Dagegen verwehre ich mich vehement. Wir haben ja auch die begrüßenswerte Kunstaktion der ,Stolpersteine' in Graz zugelassen." Kunst im öffentlichen Raum werde er weiter "selbstverständlich zulassen und keine Behinderung tätigen". Mit dem Grazer Bürgermeister habe er über "63 Jahre danach" erst "vor ein, zwei Wochen telefoniert und ihm gesagt, wenn wir das bis 2015 verlängern, geht die gleiche Diskussion von vorne los, das wird ein Aufschieben ohne Ende." Nagl habe das so akzeptiert.
Im Gegensatz zur grünen Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker: Sie bringt in der Stadtsenatssitzung am Freitag einen Dringlichkeitsantrag ein und setzt auf das Wort des Bürgermeisters: "Es kann doch nicht sein, dass ein einzelner Stadtrat sich über den mehrheitlichen Wunsch des Stadtsenates hinwegsetzt und darüber entscheidet, ob der Verbleib eines Gedenkprojektes im öffentlichen Raum eine Berechtigung hat oder nicht."