Das hat schon eine gehörige Portion Exotik, David Hasselhoff auf dem Nova Rock-Festival. Bevor ER um Mitternacht die Bühne betritt, flimmert ein langer Werbefilm über die Leinwand, der den Nightrider und Baywatcher als multitalentierten Superstar präsentiert. Dann noch einmal warten. Bevor ER kommt, gibt es noch drei Playback-Songs von einem Dudelsackspieler, dessen Instrument Feuer speit. Hm, hätten wir das auch gesehen.
Dann, endlich, kommt ER. Umkreist von eigenartigen Schmetterlingsfrauen erscheint ER auf der Bühne. Jeans, Stars-and-Stripes-Muskelshirt, angedeutete Beckenbewegungen. Elvis, schau runter! "David, David", tönt es aus dem Publikum. Vor der Blauen Bühne ist jetzt die Hölle los. Die harten Burschen und Mädchen in ihren Heavy Metal-Leiberln – die noch gar nicht auf der Welt waren, als David, David seine guten Zeiten hatte – fahren voll auf die grenzwertige Show ab. Hasselhoff, zumindest anfangs katastrophal bei Stimme, liefert das, was er offenbar unter Rock ‚n’ Roll versteht. Pickes, flaches Hollywood-Zeug. Das macht eine Zeitlang Spaß, wird durch das lange Gerade von David, David dann aber doch recht mühsam. Egal: Bei "Do The Limbo Dance", "Looking For Freedom" und "Jump In My Car" (na, in welches wohl?) sind Zigtausende Metal-Fans ganz aus dem Häuschen. Immer wieder liefert "The Hoff" deutsche Texteinlagen. "Bist du deppert" zum Beispiel. Oder "Prost".
Hasselhoff bedient den Spaßfaktor und ist ja auch ein recht sympathischer Geselle. Musiker wird er keiner mehr. Macht auch nichts – Schauspieler war er ja auch nie. Und trotzdem so erfolgreich! Das hat schon was.
Goldrichtig beim Nova Rock-Festival waren hingegen die Herren vor Hasselhoff. Mit "Iron Maiden" hatten die Paten des britischen Heavy Metal ihren actionreichen Auftritt. Seit sage und schreibe 1975 sind die Eisernen Jungfrauen schon im Geschäft. Die Riffs und Powerchords wirken zwar schon etwas angestaubt, die Veteranen bemühen sich aber redlich und liefern eine energische, kraftstrotzende Show. "The Number Of The Beast" und "Bring Your Daughter...To The Slaughter" sind eben unverwüstliche Hadern.
Auf der Roten Bühne sorgte das mobile Reggae-Sondereinsatzkommando von Seeed für Partystimmung auf hohem Niveau. Die geniale Marching Band rund um Peter Fox brachte die beängstigend große Menschenmenge so richtige zum Brodeln. "Shake Baby Shake". Ein wunderbares Motto für eine durchtanzte Nacht.