Raum ordnen - Lebensqualität schaffen", lautete das Motto von vier Tagungen, bei denen das "Architektur Haus Kärnten" gemeinsam mit dem Verein LandLuft, der Plattform Baukultur und anderen Initiativen die Praxis der hiesigen Raumplanung hinterfragte. Ein aus den Diskussionen entwickeltes Positionspapier, das dieser Tage den zuständigen Regierungsvertretern überreicht wurde, soll künftigen Gesetzesnovellen als Grundlage dienen. Raffaela Lackner, Leiterin des Napoleonstadels, konkretisiert einige Forderungen der Experten.
Ihre Tagungen haben sich u. a. mit der Widmungspolitik beschäftigt. Was sagen Sie zu den jüngsten Vorgängen in Maria Saal?
RAFFAELA LACKNER: Was da passiert ist, zeigt nur, wie gedankenlos hier mit der wertvollsten Ressource des Landes, der Kulturlandschaft, umgangen wird. Obwohl Kärnten bereits Baulandreserven für die nächsten 70 Jahre angehäuft hat, wird weitergewidmet. Wir verbauen derzeit täglich einen Hektar kostbaren Bodens. Wir werben mit unberührter Natur, Trinkwasserqualität und intakter Kulturlandschaft und zerstören gleichzeitig das, was wir auf die Prospekte drucken. Statt Baukultur herrscht größtenteils Unkultur. Mit Bausünden gepflasterte Seeufer, von Tourismusbauten zerfurchte Naturschutzgebiete und Fleckerlteppiche aus Einfamilienhäusern auf ehemals grünen Wiesen werden sicherlich keine Gäste mehr ins Land locken.
Während an den Peripherien der Städte und Gemeinden immer mehr gebaut wird, veröden gleichzeitig viele Ortszentren. Wie sollte man gegensteuern?
LACKNER: Indem man die Genehmigungen für Einkaufs- und Fachmarktzentren an der Peripherie deutlich einschränkt. Kärnten hat, trotz geringer Kaufkraft, schon jetzt österreichweit die meisten Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner. Leerstände sind die logische Folge daraus.
Was müsste die Kärntner Landesregierung sonst noch tun, um Fehlentwicklungen zu stoppen?
LACKNER: Es müssten rasch gesetzliche Nachjustierungen bei der Raumordnung, Gemeindeplanung, Ortsbildpflege, Bauordnung oder bei den Wohnbauförderungsrichtlinien erfolgen. Es sollten zum Beispiel die örtlichen Entwicklungskonzepte überarbeitet werden. Das kann vom Widmungsstopp bis zu Rückwidmungen reichen. Die neuen Gesetze sollten auch die Schaffung von Fachbeiräten für die Raumordnung, Bauverfahren und den Wohnbau vorsehen.
Sind Sie zuversichtlich, dass Ihre Forderungen bei der Politik, die ja in gewissen Abhängigkeiten steht, Gehör findet?
LACKNER: Eigentlich ja. Die zurückliegende Tagungsreihe, die so entstandene breite Basis, die gute Zusammenarbeit und das daraus entstandene Positionspapier lassen das jedenfalls hoffen. Kärnten steht jetzt nach jahrzehntelangen Fehlentwicklungen vor einem historischen Wendepunkt. Die wichtigsten Gesetze sollten rasch angepasst werden, damit wir in Kärnten künftig besser bauen können.