Was haben Agnes Baltsa, Teresa Berganza, Montserrat Caballe, Montserrat Marti, Ildebrando d'Arcangelo, Leo Nucci und Erwin Schrott gemeinsam? All diese Stars der ehemaligen und gegenwärtigen Opernwelt haben bei der "Rossini-Gala" der Salzburger Pfingstfestspiele erst zu- und dann doch abgesagt. Gesungen wurde Sonntagabend im Großen Festspielhaus trotzdem gut und reichlich.

"Vergessen Sie ihr Programmheft, es wird ein chaotisches Konzert" - mit diesen Worten hat Festspielintendant Alexander Pereira seinem Publikum diverse Absagen durch- und sich selbst als Moderator angesagt. So schlimm ist es dann gar nicht geworden, denn Massimo Cavalletti hat "Largo al factotum" aus "Il barbiere di Siviglia" gegeben. Damit hat der Bariton den Reigen der Rossini-Arien mit großem Klang und locker-spaßiger Performance eröffnet und für gute Laune gesorgt.

Ein wenig ins Stocken geraten ist der Gala-Abend dann mit Ruggero Raimondi, der sich in "La calunnia e un venticello" absolut nicht um das Tempo seiner aufmerksamen und reaktionsschnellen Begleiter kümmerte. Dirigent Adam Fischer hatte keine Chance, den großen alten Bassisten und das Salzburger Mozarteumorchester rhythmisch unter einen Hut zu bekommen.

Cecilia Bartoli und Juan Diego Florez hatten dieses Problem nicht, dafür schienen die Klangfarben ihrer beider Stimmen im Duett des Don Ramiro und der "Cenerentola" nicht zusammenzupassen. Dann aber sorgte der buffoneske Bassbariton Carlos Chausson aus Spanien für meisterhaften Spaß mit Rossini. Mit der schauspielerisch ungemein witzigen und gesanglich großartigen Don Magnifico-Arie "Sia qualunque delle figlie" aus der "Cenerentola" erreichte die Gala herzhaft-vergnüglichen Glanz.

Michele Perdusi, Vesselina Kasarova und vor allem Alessandro Corbelli müssen erwähnt sein, der mit Bartoli ein umwerfend witziges Duett aus "Il turco in Italia" zum Besten gab. Opern-Flair vergangener Tage versprühte dann Jose Carreras mit der Giocondo-Arie aus "La pietra del paragone" - dieses Rezitativ mit Kavatine hat Carreras seit seiner stilprägenden Plattenaufnahme vor 42 Jahren nicht mehr öffentlich angestimmt, wie Moderator Pereira versicherte.

Zum unerreichten Höhepunkt aber sollte der Auftritt von Javier Camarena werden - der mexikanische Tenor gab die Arie "Si, ritrovarla io giuro" des Don Ramiro aus der "Cenerentola" mit derart grandioser Strahlkraft, dass das Gala-Publikum im Großen Festspielhaus von seinen Sitzen aufsprang und eine Wiederholung erzwang. Das ist dem Tenor auch an der Met in New York passiert, womit er sich nahtlos in die Riege der ganz Großen reihte. Denn dies wurde in den vergangenen 70 Jahren nur von Pavarotti und Carrerars gefordert. Javier Camarena ist Gegenwart und Zukunft der Oper.