Nein, Lokführer oder Pilot wollte er nie werden. Eher schon "etwas Langweiliges": Lehrer. "Denn ich ging gern in die Schule und bewunderte Lehrer, die ihr Wissen ständig rausschüttelten", erinnert sich Thaddaeus Ropac.

Bei einer Schulexkursion nach Wien aber entdeckte der gebürtige Klagenfurter die zeitgenössische Kunst. "Das Museum des 20. Jahrhunderts hatte gerade eine Sammlung aufgekauft, mit Werken etwa von Joseph Beuys und Andy Warhol. Es war für mich irritierend, ja sogar ein ungeheurer Schock - ich wusste ja gar nicht, dass so etwas existiert. Bei uns zu Hause und auch in der Schule hatte die Kunst spätestens mit Kokoschka aufgehört."

Entflammt

Ropac war entflammt und schaffte es, ein Praktikum bei Joseph Beuys zu absolvieren: "Wenn auch im letzten Glied. Ich sage immer, ich habe das Bier geschleppt. Das stimmt nicht, aber ich habe die Jausen besorgt. Jedenfalls war es wunderbar, einen so großen Künstler aus der Nähe zu erleben. Selbst Künstler werden zu wollen, schlug ich mir jedoch aus dem Kopf."

Handgestrickt

In der Szene bleiben wollte Ropac aber unbedingt, den Österreichern eine junge Generation unbekannter Künstler präsentieren. Der Beginn in Wien schlug fehl, "ich fühlte mich dort nicht willkommen". Dann erfuhr er von Kokoschkas Sommerakademie in Salzburg. "Das faszinierte mich. Also landete ich mit 22 an der Salzach und mietete mich für 1000 Schilling pro Monat in einem ehemaligen US-Armyshop ein. Anfangs hielt ich mich mit Nachhilfeunterricht in Englisch über Wasser. War ich auf Reisen, hängte ich eine Tafel raus: Bin in zwei Tagen wieder da! Alles war noch sehr handgestrickt." Ein Andy Warhol, ein Keith Haring sollen später beim Anblick dieser "Galerie" leicht geschmunzelt haben. Aber so Große vertrauten Ropac ebenso wie Aufsteiger und verhalfen so dem Enthusiasten mit der Extraportion Gespür zum Durchbruch.

Einer Besonderer unter diesen Vertrauten war Robert Mapple-thorpe: Mehr als 100 Arbeiten des legendären US-Fotografen, der 1989 in Boston starb, zeigt Ropac nun auch als Höhepunkt seiner 30-Jahr-Feier als Galerist. Als Kuratorin konnte er Isabelle Huppert gewinnen. Die 60-jährige Französin durfte dazu in der New Yorker Mapplethorpe Foundation ihre Favoriten aussuchen, - berühmte Aufnahmen ebenso wie bisher unbekannte Polaroids. Der Filmschauspielerin selbst sagt: "Ich betrachte jedes Foto Mapplethorpes, als würde ich ein Gedicht lesen. In meiner Auswahl richtet er von Sanftheit und Stille geprägten Blicke auf die Welt. Das sind stille Fotos".

Für Ropac, dessen 1989 in Paris eröffnete Galerie seine wirkliche Zentrale ist, ist die zeitgenössische Kunst übrigens längst aus dem Elfenbeinturm ausgezogen: "Seinerzeit war sie nur einer kleinen Elite vorbehalten, doch rückte sie immer mehr ins Zentrum des Lebens". Darum interessiere es ihn auch nicht, wenn Leute nur mit Geldscheinen winken.

Diskret

Und wie hält er es dann mit Roman Abramowitsch, dem russischen Milliardär und Besitzer des FC Chelsea hält? Ropac lächelt: "Sie wissen ja, dass es im Kunsthandel Gesetz ist, die Kunden grundsätzlich nicht zu kommentieren. Auf jeden Fall ist Herr Abramowitsch kein Kunstkasperl. Er zeigt sich immer gut beraten, ist neugierig und diskret."