Die Klassikwelt schaut seit Freitag wieder nach Bayreuth. Die Richard-Wagner-Festspiele seien "beinahe so etwas wie ein Aushängeschild unserer Kulturnation", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters vor der Eröffnung mit der umstrittenen Inszenierung des "Tannhäuser" von Sebastian Baumgarten.

Grütters bezeichnete die Bayreuther Festspiele als "ein herausragendes Kulturereignis mit ungebrochener Anziehungskraft für Wagnerianer aus aller Welt" und fügte hinzu: "Ein Opernabend hier auf dem 'Grünen Hügel' verspricht immer auch eine besonders sinnliche und künstlerisch einzigartige Erfahrung."

2,23 Mio. Euro lässt sich der Bund das Opernspektakel heuer kosten. Außerdem beteiligt sich der Bund mit 10 Mio. an der Sanierung des Festspielhauses und mit 3,5 Mio. an der Neugestaltung des Richard-Wagner-Museums.

Zu den 58.000 Zuschauern der bis zum 28. August aufgeführten 30 Opern gehört auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie entschied sich heuer allerdings, erst nach der Eröffnung nach Bayreuth zu kommen - "aus terminlichen Gründen", wie ein Festspielsprecher sagte. Der umstrittene "Tannhäuser", der Teile der Handlung in eine Biogasanlage verlegt und in diesem Jahr zum letzten Mal auf dem Bayreuther Spielplan steht, entgeht der Kanzlerin damit.

Dafür wollte Merkel nach Festspielangaben den "Ring des Nibelungen" in der nicht minder umstrittenen Inszenierung von Frank Castorf zu Ende anschauen. Das habe sie im vergangenen Jahr nicht geschafft.

Wie das Publikum im zweiten Jahr auf Castorfs Inszenierung reagieren wird, die 2013 bei den Bayreuther Zuschauern durchfiel, ist in diesem Jahr ohne Neuproduktion eine der spannendsten Fragen in Bayreuth. Nach dem vierten Teil, der "Götterdämmerung", wurde Castorf eine Viertelstunde lang ausgebuht, Dirigent Kirill Petrenko dagegen frenetisch gefeiert.

Kurz vor dem Start der Festspiele holte Castorf im "Spiegel"-Interview zum Rundumschlag gegen die Festspielleitung aus. Der Regisseur sprach von einem Klima der Angst und beklagte, er sei wie ein Idiot behandelt worden. Ob ihm das bei den eingefleischten Wagnerianern Pluspunkte bringt, erscheint zumindesten fraglich.

Neben dem "Ring" und dem "Tannhäuser" stehen "Der fliegende Holländer" und "Lohengrin" auf dem Spielplan. Außerdem wird der "Tannhäuser" am 12. August erstmals live aus dem Festspielhaus in zahlreiche Kinos übertragen. In Österreich sind das Wiener Lugner Kino und die Vorarlberger Kinothek Lustenau mit von der Partie.