Der Sieger heißt Tex Rubinowitz. Wer zu Beginn der 38. Tage der deutschsprachigen Literatur auf den Wahlwiener getippt hatte, wurde eher belächelt. "Humor schließt Bachmann-Preis aus", war allenthalben zu hören - auch vom nunmehrigen Preisträger selbst, der um 25.000 Euro reicher ist. Mit Michael Fehr wurde nach langer Durststrecke auch wieder ein Schweizer ausgezeichnet. Er holte den Kelag-Preis.

Klagenfurt Anfang Juli ist und bleibt ein Epizentrum der deutschsprachigen Literatur. Dass diesmal eine Autorin krankheitshalber ausfiel und es dadurch nur 13 Lesungen gab, konnte daran ebenso wenig ändern wie der heftige Regenguss am Eröffnungsabend. "Wir waren niemals hier", heißt der Text, mit dem Rubinowitz gewann. Darin erinnert sich der Ich-Erzähler an eine lang vergangene Beziehung mit einem Mädchen aus Litauen, eine problematische Beziehung mit einem "durch und durch pragmatischen Menschen", wie sie in dem Text bezeichnet wird. Sie leckt an Batterien und lernt Koreanisch, er studiert Kunst.

Slapstickartig, erfrischend, eine Pointenjagd, so die Reaktionen der Juroren. Juryvorsitzender Burkhard Spinnen meinte zudem, der Vortrag sei so scheußlich gewesen, das es fast schon wieder gut gewesen sei. Gut genug für den Hauptpreis, wie sich am Sonntag herausstellte. Michael Fehrs Text, der in der Abstimmung Rubinowitz unterlag, war da schon schwerere Kost, ebenso wie der mit dem 3sat-Preis ausgezeichnete Facebook-Dialog von Senthuran Varatharajah, und auch die Österreicherin Gertrud Klemm, die den Publikumspreis holte, servierte nicht gerade ein leichtes Menü. Etwas heiterer war da die Erzählung von Katharina Gericke, die die Liste der Preisträger vervollständigte und den Ernst-Willner-Preis holte.

Burkhard Spinnen lieferte zum Abschluss noch eine Pointe, als er seinen Rückzug aus der Jury bekannt gab. "Bevor jemand auf die Idee kommt, der ist schon viel zu lange da, gehe ich lieber selbst", begründete er gegenüber der APA seine Entscheidung. Spinnen war seit 2008 Vorsitzender der Jury gewesen, nun muss sich Organisator Horst L. Ebner um die Nachfolge kümmern. Die Jury diskutierte in diesem Jahr ausgesprochen intensiv, gleich bei der ersten Lesung - Roman Marchel hatte die undankbare Nummer eins gezogen - waren alle sieben sehr präsent. Erstmals dabei Arno Dusini, der gebürtige Südtiroler fiel damit auf, dass er stets anmahnte, in der Diskussion näher beim Text zu bleiben.

Nach den Turbulenzen im vergangenen Jahr, als die Streichung der Veranstaltung im Raum stand, kehrte der Wettbewerb in diesem Jahr zur Normalität zurück. Beobachter monierten, dass die Texte früher besser gewesen seien, andere kritisierten, die Jury springe zu hart mit den Teilnehmern um. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz beehrte das Wettlesen heuer ebenso wie der kaufmännische ORF-Direktor Richard Grasl. Ein Saurier, wie es bei der Eröffnung in Anlehnung an das von Reinhard Taurer gestaltete Bühnenbild hieß, ist das Wettlesen jedenfalls auch in der 38. Auflage nicht. Jurymitglied Juri Steiner meinte: "Es passiert immer wieder etwas Neues, etwas anderes." Diese Unwägbarkeiten machen seiner Ansicht nach den "ewigen Reiz" der Veranstaltung aus.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) gratulierte Rubinowitz zum Gewinn des Bachmann-Preises: "Ein schöner Erfolg für den in Österreich lebenden Deutschen, ein schöner Tag für die österreichische Literatur", so der Minister, der sich darüber freut, dass die Auszeichnung nach Gert Jonke (1977), Franzobel (1995) und Maja Haderlap (2011) "zum vierten Mal nach Österreich" gegangen sei.

Auch Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, gratulierte am Sonntag "ganz herzlich": "Ein Deutscher, der seit Menschen Gedenken in Österreich lebt und sich dennoch erfolgreich und unbewusst dagegen sträubt, auch nur irgendwas aus der Kultur hierzulande anzunehmen, wird endlich als der geniale Autor entdeckt, der er immer schon war. Es hört sich an wie ein kitschiges Märchen. Seine feine Klinge, wie der jüngst veröffentlichte Text über unbedankte Stille, macht Freude von Satz zu Satz."