Die Frage.Ich fühle mich unterbezahlt, wie sollte ich vorgehen?

Rat von Arbeitspsychologen Martin Weßel. Zuerst sollte man sich fragen, woher das Ungerechtigkeitsempfinden kommt. Häufig entsteht es bei Vergleichen mit anderen. Dabei werden oft Birnen mit Äpfeln verglichen, da das Gehalt nur eine von vielen Vergütungsmöglichkeiten ist. Wichtige Faktoren wie flexible Arbeitszeiten oder flexibler Arbeitsort werden in solchen Vergleichen nicht miteinbezogen, obwohl sie auf das Wohlbefinden einen längerfristigen positiven Einfluss haben als das Gehalt.

Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll, sich regelmäßig mit dem Thema der gerechten Entlohnung zu beschäftigen. Es ist wichtig, beim Gespräch mit der Führungskraft zwei Aspekte zu beachten: die Ermittlung des eigenen Wertes sowie die Wahl des richtigen Zeitpunktes. Um den eigenen Wert zu ermitteln, bieten sich verschiedene Wege an. So kann die Differenz der eigenen Kosten (Gehalt plus Nebenkosten) zur erwirtschafteten Leistung ein gutes Argument für eine Gehaltserhöhung sein. Je größer die Differenz, desto mehr Spielraum besteht in der Gehaltsverhandlung. Diese Betrachtung ist für manche Berufsgruppen nur bedingt möglich. Hier eignen sich die Effizienz der Abarbeitung von Arbeitsaufgaben, das Einbringen von Verbesserungsvorschlägen oder die Einsparung von Kosten. Darüber hinaus sollten in der Vorbereitung besondere Arbeitsleistungen gesammelt und in die Argumentation miteingebracht werden.

Der richtige Zeitpunkt

Auch der Zeitpunkt ist ausschlaggebend: Die Führungskraft sollte genug Zeit für das Gespräch haben und sich nicht überrumpelt fühlen. Auch unternehmensinterne Richtlinien müssen eingehalten werden, so gibt es Unternehmen, in denen das Thema nichts im Mitarbeitergespräch zu suchen hat. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass das Gespräch vor der Budgetplanung stattfindet, da sonst eine Verschiebung ein gern gewähltes Gegenargument sein kann. Wenn möglich sollten Gehaltsanpassungen mit Abschluss oder Gewinn eines großen Auftrages oder mit einer wirtschaftlich guten Phase verknüpft sein. Vor jeder Gehaltsverhandlung sollte man auch in eine Art Vorleistung gehen und sich mit der eigenen Leistung und deren Wirkung auseinandersetzen.

Folgende Aussagen gilt es, zu vermeiden:

  • Tätigkeiten als Argument wählen, die in der Tätigkeitsbeschreibung inkludiert sind oder sowieso erwartet werden (z. B. „Ich bin immer pünktlich“),
  • die Mitarbeitsdauer als starkes Argument wählen,