Kommt die 60-Stunden-Woche, stellt sich für Karl Schneeberger, Experte für Arbeitnehmerschutz, vor allem die Frage, wie oft man zwölf Stunden täglich leisten kann, ohne dass man gesundheitlich gefährdet sei. Das gilt freilich weniger für Bürotätigkeiten als für Arbeitnehmer, die etwa bei jedem Wetter schwere Arbeit im Freien verrichten.

Und: „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird sich dadurch nicht verbessern“, ist sich Schneeberger sicher. Angenommen, man pendelt zur Arbeit, kommt man nach 13 oder 14 Stunden nach Hause. Ein Elternteil muss also zum Wohle der Kinder auf jeden Fall zurückstecken - es würde wohl zumeist die Mütter zur Teilzeit zwingen. Das hat auch eine Online-Umfrage zum Zwölf-Stunden-Tag der Arbeiterkammer ergeben: Rund zwei Drittel der mehr als 17.700 Teilnehmer hatten demnach bereits „vereinzelt bis regelmäßig Zwölf-Stunden-Arbeitstage“. Mehr als 80 Prozent von ihnen waren Männer, rund 65 Prozent Frauen.

Doch Frauen „wollen berufstätig sein“, sagt AK-Rechtsexpertin Bernadette Pöcheim, Leiterin der Abteilung Frauen und Gleichstellung, dazu. In den letzten Jahren habe sich immer mehr herauskristallisiert, dass eine „partnerschaftliche Betreuung der Kinder“ gewünscht sei. Kommt der Zwölf-Stunden-Tag, ist das in dieser Beziehung ein Rückschritt.

Schon jetzt gebe es laut AK in Österreich einen großen Mangel an Betreuungsplätzen, die mit einer Vollzeitarbeit mit acht Stunden täglich vereinbar sind: „Nur jedes siebente Kleinkind hat einen solchen Platz und nur 40 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen.“ In weiterer Folge befürchtet Pöcheim auch Auswirkungen in puncto Altersarmut bei Frauen.

Laut Arbeitsklima-Index von Ende 2015 kam mehr als ein Viertel aller Beschäftigten in Österreich auf mehr als 40 Stunden pro Woche. Im Ländervergleich sind laut EU-Report zu den Arbeitszeiten (2015/16) 48 Wochenstunden mit Überstunden die Regel. Österreich, Belgien und Kroatien liegen bei 50, Deutschland und die Niederlande bei 60. Nur Norwegen ist Ausreißer mit verzeichneten 69 Maximal-Wochenstunden.