Die Holzstämme, draußen auf dem Rundholzplatz am Gelände der Mayr-Melnhof Holz in Leoben, sind mit Schnee bedeckt – es vermischen sich Schneematsch und Sägespäne. Drinnen, im Besprechungsraum, will sich Gergö Horvath daher anfangs gar nicht hinsetzen. "Die Montur ist schmutzig", sagt der junge Mann im ersten Lehrjahr zum Holztechniker.

Um 4:50 Uhr früh ist er an diesem Tag aufgestanden, um von Kapfenberg aus mit S-Bahn und Bus rechtzeitig um 7:00 Uhr im Betrieb anzukommen. Bis 15:00 geht seine Schicht, bevor er sich wieder auf den Heimweg machen kann. Ein großer Aufwand für das junge Alter. "Ich wollte immer schon mit Holz arbeiten", sagt Horvath. Auf die Frage nach dem Warum antwortet er schüchtern: "Holz riecht einfach immer gut."

Arbeiten in der Produktion

Worum es in dem Beruf geht, erklärt Lehrlingsausbildnerin Katharina Lambauer. "Ein Holztechniker erlernt die Verarbeitung von Rundholz zu Schnittholz." Das beginne bei der Sortierung des Rundholzes, also beim Feststellen, welche Qualität der jeweilige Baumstamm hat. In der Sägehalle werde dann daraus Schnittholz. "Dort ist auch die Schleiferei. Auch das Schleifen aller Sägeblätter und Fräsmesser gehört zur Aufgabe des Holztechnikers."

Gergö Horvath und Katharina Lambauer
Gergö Horvath und Katharina Lambauer © (c) Juergen Fuchs (FUCHS Juergen)

Horvath kommt gerade von der Paketierung, davor war er in der Trockenkammer. "Die Lehrwerkstätte unserer Lehrlinge ist der gesamte Betrieb. Unsere Lehrlinge arbeiten ab dem ersten Tag voll in der Produktion mit", sagt Lambauer. "Es geht ums Lernen mit Begleitung. Die Ausbildner führen in die Arbeiten ein und sind immer als Ansprechpartner verfügbar, aber das funktioniert gut. Fünf Holztechniklehrlinge haben wir, wir könnten weitere aufnehmen."

Dafür gibt bei MM Holz aber eine Aufnahmeprüfung. "Das Schwerste bei der Aufnahmeprüfung war schon Mathematik. Da hab' ich vorher auch extra gelernt", erinnert sich Horvath und wird umgehend von Lambauer gelobt: "Er war sehr gut beim Test."

Kein "Männerjob"

Das Abfragen der Rechenkenntnisse sei wichtig, sagt die Ausbildnerin. "Das ist in der Berufsschule immer wieder ein Stolperstein. Wenn die Lehrlinge sich da schwertun, weiß ich aber, dass es in der Berufsschule auch schwer wird." Wobei das Unternehmen in dem Fall auch im Betrieb eine Nachhilfe organisiert. Darüber hinaus gibt es auch Prämien, wenn die Lehrlinge in der Berufsschule besonders gute Noten haben und auch die Lehrabschlussprüfung wird mit Gutscheinen belohnt.

Der Beruf des Holztechnikers sei kein Männerjob, betont Lambauer und berichtet von einer jungen Frau, die bei Mayr-Melnhof Holz den Beruf erlernt hat und sich nun auf die Meisterprüfung vorbereitet. "Die Kosten für diese Weiterbildung übernimmt klarerweise das Unternehmen."

Faszination Chemie

Vom Naturstoff Holz hin zu chemischen Farben und Imprägnierungen. Das ist das Fachgebiet von Lukas Schröger. Er erlernt bei der Sattler AG in Gössendorf – im Süden von Graz – den Beruf des Textilchemikers. "Ich veredle praktisch die Stoffe, die wir produzieren. Ich mache sie wasserabweisend oder beschichte sie, damit sie besondere Eigenschaften bekommen", beschreibt Schröger seine Tätigkeit. Das Unternehmen ist ja für seinen farbechten und wetterbeständigen Sonnenschutz bekannt. "Mit Chemie erreichen wir, dass die Markisen komplett wasserabweisend und UV-beständig sind."

Lukas Schröger ist am Weg, Textilchemiker zu werden
Lukas Schröger ist am Weg, Textilchemiker zu werden © (c) Juergen Fuchs (FUCHS Juergen)

Hauptarbeitsplatz der Textilchemiker sei allerdings die Färberei, erklärt Petra Sommer, zuständig für die Lehrlingsausbildung bei Sattler. "Mit den Farben dürfen nur Textilchemiker arbeiten. Das geht auch nicht mit angelernten Arbeitskräften." Bei Rezepturen für die unterschiedlichen Farben und Stoffe ist Fingerspitzengefühl gefragt. "Wenn bei Farben von einer Komponente nur ein paar Milligramm zu viel enthalten ist, muss man alles neu machen. Man kann nicht einfach etwas wieder herausnehmen", sagt Schröger.

Lehre nach Matura

Für Chemie habe er sich schon recht früh interessiert und daher auch in dem Fach maturiert. Doch im Gegensatz zu vielen seiner Schulkollegen hat er sich nicht für ein Studium entschieden, sondern eben für eine Lehre. "Ich hab' bewusst nach einem Job mit Chemie gesucht und dann die Stelle bei Sattler gefunden und mich gleich beworben." Dazu muss man sagen, dass Schröger aus Oberösterreich kommt und extra für die Lehre in den Süden von Graz übersiedelt ist. Zwei Lehrlinge könnte Sattler in diesem Beruf pro Jahrgang ausbilden. Allerdings sei das nicht immer möglich. "Der Beruf ist halt wirklich kaum bekannt. Man findet ihn nur, wenn man bewusst nach einem Chemie-Job sucht und sich aktiv für dieses Berufsfeld interessiert."

25 Lehrlinge bildet Sattler derzeit insgesamt in unterschiedlichen Berufen aus. Und Schröger ist nicht der einzige, der bereits zuvor die Matura abgeschlossen hat. Das habe für die Lehrlinge durchaus Vorteile. So ist die Lehrzeit verkürzt und auch das Lehrlingsgehalt ist höher. "Nur wenige kommen wirklich mit 16, viele besuchen vorher eine Schule", sagt Sommer. Es sei selbstverständlich auch möglich, die Lehre mit Matura zu absolvieren. Und auch beim Alter gibt’s nach oben hin keine Grenze. So sei der älteste Lehrling bei Sattler aktuell 36 Jahre alt.