"Groß, beeindruckend, gewaltig“ – wenn sich Marcel Rohrbacher an seine ersten Eindrücke von dieser Papiermaschine zurückerinnert, gerät er noch immer ins Schwärmen. Dabei war er damals nur auf Besuch in Gratkorn, „wir haben uns in der Schulzeit die Firma Sappi angeschaut und natürlich auch die Papiermaschine“. Dass sich die über mehrere Stockwerke erstreckt, eine riesige Halle füllt – „das hätte ich mir zuvor nie vorstellen können“. Dass er in diesem Unternehmen einmal selbst eine Lehre als Maschinenbautechniker absolvieren würde, hat sich damals zwar noch nicht abgezeichnet. Letztlich war es dennoch ein bleibender Eindruck. In seiner Schule fühlte sich Marcel, trotz ausgezeichneter Noten, nie wirklich wohl, „das war nicht das richtige für mich“.

Nach der neunten Schulstufe stand der Entschluss fest: „Ich habe mich umgesehen, welche Lehre für mich passen könnte“. Marcel wurde dort fündig, wo ihn einst die Papiermaschine in ihren Bann gezogen hat: Bei Sappi in Gratkorn, wo er nach einem Praktikumstag endgültig überzeugt war. Neben seiner Lehre absolviert er die Maturaschule im BFI.

Marcel Rohrbacher
Marcel Rohrbacher © (c) KANIZAJ

Interessiert und mit anerkennendem Nicken sitzt ihm Max Oberhumer gegenüber, gewissermaßen sein oberster Chef. Der Geschäftsführer von Sappi Austria und Obmann der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Marcels Weg auch als Beispiel dafür, „dass sich das Bildungssystem erfreulicherweise flexibilisiert“ hat.

Max Oberhumer
Max Oberhumer © (c) KANIZAJ

Die Durchlässigkeit habe sich erhöht, die Kombinationen aus Lehre mit Matura oder einer Lehre nach der Matura sowie der Möglichkeit, auch noch ein weiterführendes Studium anzuhängen, zeugen davon. „Ich bin froh darüber, dass diese gesellschaftlichen festgefahrenen Rahmen auflösen“, so Oberhumer.Für Marcel Rohrbacher spielten bei der Suche nach dem richtigen Lehrplatz auch finanzielle Überlegungen eine Rolle, neben dem interessanten Berufsbild und den damit verbundenen Perspektiven sei es ihm wichtig gewesen, „mein eigenes Geld zu verdienen“.

"Es hat mir sofort richtig gut gefallen"

Lilly Gutmann wollte ursprünglich Friseurin oder Rezeptionistin werden. Es sollte anders kommen. Heute wird sie bei Rosendahl Nextromzur Metalltechnikerin ausgebildet. Ausschlaggebend für diesen doch gänzlich anderen Weg war ebenfalls ein „erster Eindruck“. Im Polytechnikum standen Besuche in Industriebetrieben auf dem Programm, „da habe ich unter anderem auch Rosendahl kennengelernt“. Das Unternehmen liegt zwar in direkter Nachbarschaft von ihrem Elternhaus, als sie es dann aber auch von innen „erlebt hat, da habe ich mir gedacht, man kann dort ja einmal Schnuppern – es hat mir sofort richtig gut gefallen“.

Lilly Gutmann
Lilly Gutmann © (c) KANIZAJ

Der Reiz, „dazu beizutragen, dass aus verschiedenen Einzelteilen eine ganze, große Maschine zusammengebaut wird, ist echt spannend, einfach cool“. Von ihren Familien wurden sowohl Marcel als auch Lilly in ihrer Berufswahl bestärkt. „Meine Eltern waren sehr stolz auf mich, dass ich bei Sappi eine Lehre beginnen konnte“, erinnert sich Marcel. „Sie haben sich mit mir gefreut, dass ich das Richtige gefunden habe“, so Lilly.
Erfreut ist auch ihr Chef, Georg Knill, der gemeinsam mit seinem Bruder die Knill-Gruppe lenkt, zu der auch Rosendahl Nextrom gehört.

"Wichtige Fachkräfte von morgen"

Lillys Begeisterung für den Beruf, die Ausbildung, das Unternehmen, lässt auch Knill, strahlen. Der Präsident der steirischen Industriellenvereinigung unterstreicht die Bedeutung dieser „für uns so wichtigen Fachkräfte von morgen“. Insgesamt orte er die „erfreuliche Entwicklung, dass die Lehre in der Gesellschaft wieder einen höheren Stellenwert bekommen hat“.

Georg Knill
Georg Knill © (c) KANIZAJ

Zu bieten habe die Industrie sehr viel, neben der finanziellen Komponente etwa auch die hohe Behaltequote jenseits von 95 Prozent sowie ein internationales und zukunftsgerichtetes Umfeld. „In der Industrie gibt es nach dem Lehrabschluss hervorragende Karrierechancen“, betont Knill. Jungen Menschen werde die Chance gegeben, „schon früh sehr viel Verantwortung zu übernehmen“.

„Hohe Anforderungen, hohe Entlohnung“

Entsprechend wichtig sei eine gute Ausbildung und lebenslanges Lernen, betont Oberhumer. Das Anforderungsprofil sei hoch, „es wird viel verlangt, das wird aber auch entsprechend belohnt“. Das sei auch notwendig: „Eine Papiermaschine hat eine regelungstechnische Komplexität wie ein Jumbojet.“

Knill ist überzeugt, dass Digitalisierung zur Attraktivierung der Industrielehre beiträgt, Lilly und Marcel berichten über die Faszination, bei CNC-Maschinen auch das Programmieren kennenzulernen. Beide unterstreichen auch die Bedeutung, die das Thema Klimaschutz für junge Menschen wie sie einnimmt und sind überzeugt, „dass wir alle dazu beitragen müssen“. Die steirische Industrie sehe sich hier „als Teil der Lösung“, so Knill. „Junge Menschen wie Lilly und Marcel können da auch stolz sein, weil sie als gut ausgebildete Fachkräfte dazu beitragen werden, jene Innovationen und technologischen Lösungen voranzutreiben, die im Kampf gegen den Klimawandel eine Schlüsselrolle spielen.“

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