Als im 13. Jahrhundert eine Migration aus Gebieten nördlich der Alpen in die Karnischen Alpen einsetzte, entstanden Sprachinseln, die bis heute Bestand haben. In der italienischen Region Friaul sprechen die Bewohner von Plodn/Sappada, Zahre/Sauris und Tischlbong/Timau nach wie vor Deutsch – in einer für die Region einzigartigen Form. An der Pädagogischen Hochschule interessiert sich der Sprveröffssenschaftler Franco Finco besonders für das Thema.

Franco Finco
Franco Finco © KK/PH

Er arbeitet am Institut für Mehrsprachigkeit und Transkulturelle Bildung und untersucht, wie Schulunterricht mit diesem ganz speziellen Deutsch funktioniert. Das Forschungsprojekt „Lokale Varietäten und Hochdeutsch im Schulunterricht der deutschen Sprachinseln in der Region Friaul“ verfolgt er schon in Grundzügen seit dem Jahr 2019. „Die Hauptpunkte unserer Forschung sind, die Situation zu dokumentieren, den Unterricht dieser Mikrosprachen methodisch zu unterstützen und zu sehen, wie Standarddeutsch dazu beitragen kann“, sagt Finco.


Dazu führte er Gespräche mit den örtlichen Lehrerinnen und Lehrern, bei denen sich herausstellte, dass es Defizite an Beratung für den Unterricht der lokalen deutschen Sprachvarietät und an der Erstellung geeigneter didaktischer Materialien gebe. Probleme entstünden auch durch die Abwanderung in den deutschsprachigen Bergdörfern: Die Zahl der Schulkinder geht kontinuierlich zurück. „Ein weiteres Problem ist das Fehlen eines schriftlichen Sprachstandards. Das konnte mit der Standardisierung der Schrift und der Veröffentlichung von audiovisuellen Medien und Lehrbüchern behoben werden“, sagt Finco.

Der erste Band des Lehrbuches „Learn de zahrar Sproche“ für die Klassen 1 und 2 der Volksschule wurde im August veröffentlicht und vorgestellt. Der zweite Band wird nächstes Jahr erscheinen. „Es ist nicht einfach, diese wertvollen Mikrosprachen zu retten. Sie sind die Sprache des Herzens dieser Region“, so der Forscher.