Wie kann man SchülerInnen und jungen Studierenden Einblicke in historische Kontexte geben, die schrittweise zum Holocaust geführt haben? Dieser Frage gingen NGOs, Universitäten und Museen aus Litauen, Polen, Rumänien, Schweden, Ungarn und Österreich nach. Die Projektpartner entwickelten daraus die Lernplattform eternalechoes.org, die Unterrichtsmaterial in Englisch und den sechs Partnersprachen kostenfrei zur Verfügung stellt. Österreichischer Partner war das Institut für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung gemeinsam mit der Partnerschule WI’MO Klagenfurt.

Das Lehr- und Lernmaterial der Online-Plattform Eternal Echoes basiert auf gefilmten Interviews mit Frauen und Männern, die den Holocaust bzw. den Genozid an Roma und Sinti überlebt haben. Ihre Geschichten erzählen über Kindheit und Jugend, die Zeit in Gettos und Konzentrationslagern, die Befreiung und das Leben danach. Ergänzt werden die Erzählungen durch kontextbezogenes Hintergrundmaterial.

„Die Unterlagen zeigen, wohin zunächst subtile Eingriffe in Menschenrechte und die Missachtung demokratischer Werte führen können und wie wichtig es ist, diskriminierenden und rassistischen Haltungen entschlossen entgegenzutreten“, betont Angelika Brechelmacher, die gemeinsam mit Regina Wonisch das Projekt in Österreich geleitet hat.

Bei der Entwicklung der Plattform wurde historisches Material sorgfältig ausgewählt und aufbereitet. Fraglich war für die Projektpartner lange, wie man die Tätergeschichten, die unerlässlich sind, um die Entwicklung des Grauens zu verstehen, thematisiert und einbringt. „Diese ‚Berührungsängste‘ sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass den TäterInnen und den verführerischen Propagandabildern nicht erneut eine Bühne geboten werden soll“, so Regina Wonisch. An diesem Beispiel lässt sich die Methodik der Lernplattform zeigen: Wie kann man die Tätergeschichte visualisieren, ohne sie zu verherrlichen, zu dämonisieren oder zu verharmlosen? Sollen die Täter in ihrer machtvollen Funktion im NS-Regime, als Privatpersonen oder als Angeklagte vor Gericht gezeigt werden? Angelika Brechelmacher erläutert dazu: „In einer Lernaufgabe haben wir zum Thema gemacht, dass man den TäterInnen ihre Mitverantwortung am Holocaust nicht ansieht. Schon Hannah Arendt prägte dazu den Begriff der Banalität des Bösen.“

Die Lehrmaterialien und Übungen stehen unter https://www.eternalechoes.org/ zur Verfügung und richten sich insbesondere an SchülerInnen im Alter von 14 bis 17 Jahren. Angeboten wird auch ein begleitendes Lehrerhandbuch.

Das Projekt ICTHE Interactive Comprehensive Tool for Holocaust Education (Coordinator: Svenska kommittén mot antisemitism - SKMA) wurde aus Mitteln des EU-Programms Erasmus+ gefördert.