Technikbegeistert“ sei sie schon immer gewesen und die Bandbreite der Ausbildung – planen, montieren, installieren, warten, reparieren und programmieren – mache den Beruf so reizvoll. Das sagte Marlies Berger im Rahmen der Lehrlingsserie vor genau fünf Jahren zur Kleinen Zeitung.Damals war sie im zweiten Lehrjahr bei der Energie Steiermark und wurde zur Elektro- und Gebäudetechnikerin ausgebildet. Sie ist noch immer im Unternehmen – hat aber gewissermaßen „die Seiten gewechselt“. Die heute 22-Jährige ist mittlerweile selbst Ausbilderin für Elektrotechnik im E-Campus der Energie Steiermark.

Marlies Berger, Lehrlingsausbildnerin bei der Energie Steiermark
Marlies Berger, Lehrlingsausbildnerin bei der Energie Steiermark © E-Stmk

Bergers Werdegang ist bereits jetzt äußerst bemerkenswert. Im Vorjahr hat sie auch ihre Matura erfolgreich abgeschlossen, im dritten Lehrjahr zudem die betriebsinterne Ausbildung zum „Green Energy Profi“. Dabei steht das Know-how rund um regenerative Energien im Fokus. Ihre Lehrzeit habe sich durch eine enorme Vielseitigkeit ausgezeichnet, „ein Jahr lang habe ich die verschiedensten Abteilungen durchlaufen können, draußen in den Außenstellen lernt man ständig dazu und kann überall mitarbeiten“. Diese Erfahrungen gibt sie nun der nächsten Lehrlingsgeneration weiter, „es gibt auch Lehrlinge, die älter sind als ich, aber der gegenseitige Respekt ist vorhanden“, betont Berger. Es sei sehr reizvoll, jene Inhalte, „die man selbst gut beherrscht, weiterzugeben“. Entscheidend sei, dass junge Menschen Interesse mitbringen. Insbesondere die Erneuerbaren Energien und die damit einhergehenden technischen Fertigkeiten bieten große Chancen, „das sind Jobs, die Zukunft haben“, so Berger. Bis 2030 gehen bei der Energie Steiermark 30 Prozent der gesamten Belegschaft in Pension, der Bedarf nach den Fachkräften der Zukunft sei also gewaltig, so Konzernsprecher Urs Harnik.

Christian Steiner, Stahl Judenburg
Christian Steiner, Stahl Judenburg © (c) go-art Georg Ott www.georgott.co

Die Bedeutung der Fachkräfte von morgen wird in der steirischen Industrie allerorts hervorgehoben. Auch von Christian Steiner, der ebenfalls als Lehrlingsausbilder bei Stahl Judenburg fungiert. Er repräsentiert ebenfalls eine Karriere Marke Eigenbau. 2004 hat er im Unternehmen selbst eine Lehre als Werkzeugmechaniker begonnen, nach der Lehrabschlussprüfung hat er noch die Abend-HTL „draufgesetzt“ und 2013 mit der Matura abgeschlossen. Er hat viele Stationen im Unternehmen durchlaufen, von der Instandhaltung bis zur Produktion, seit 2016 ist er auch für die Ausbildung der Lehrlinge mitverantwortlich. „Das hat mich von Beginn an gereizt“, betont Steiner, der nebenher weiterhin auch in der Konstruktion tätig ist, „vieles setzen wir dann gemeinsam mit den Lehrlingen um, die Lehrwerkstätte ist auch die Reparaturwerkstätte des Unternehmens, das ist ein cooles Zusammenspiel mit unserem Nachwuchs“. Damit trage man auch den ständigen, teils rasanten technologischen Veränderungen, etwa durch die Digitalisierung, Rechnung, „die Lehre und die Weiterbildungsmöglichkeiten, die allen offenstehen, ist dafür eine Top-Basis“. Von den 450 Mitarbeitern am Standort seien 100 ehemalige Lehrlinge, „davon sind mindestens 40 in Führungspositionen tätig“. In der Ausbildung lege man neben den handwerklichen Fertigkeiten auch Wert auf gegenseitigen Respekt und Leistungsbereitschaft. „Umgekehrt bieten wir eine tolle Ausbildung, für besondere Leistungen gibt es beispielsweise Prämien und zusätzliche Urlaubstage“, so Steiner. Als Lehrlingsausbilder sei man auch als Vertrauensperson für die Jugendlichen gefragt, „wir betonen immer, dass sie sich jederzeit mit jedem Problem vertraulich an uns wenden können, wir sind immer da, um Konflikte gemeinsam zu lösen“.

Johannes Dokter von der Payer Group
Johannes Dokter von der Payer Group © Payer

Das unterstreicht auch Johannes Dokter von der Payer Group mit Sitz in St. Bartholomä. Seine Lehrzeit im Unternehmen liegt bereits 26 Jahre zurück, auch er kann auf eine bemerkenswerte Laufbahn zurückblicken. Er ist Leiter des Werkzeugbaus, hat vor einigen Jahren die Meisterschule erfolgreich absolviert und bildet heute auch Lehrlinge aus. „Man merkt sofort, wenn jemand abdriftet, es ist wichtig, sich mit den jungen Menschen zu beschäftigen und sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen.“ Hier sei man als Ausbilder bisweilen auch als Psychologe gefordert. Zuletzt sei „sein“ Lehrling aufgrund eines schulischen Rückschlags in Mathematik auf ihn zugekommen, „natürlich helfe ich da“, betont Dokter. Er habe mit ihm intensiv Mathematik gelernt, „seine nächste Schularbeit wurde in der Berufsschule glatt mit einem Einser benotet, er hat mich gleich voller Stolz angerufen, da freut man sich natürlich mit“. Auch Dokter streicht die Bedeutung der Facharbeiter von morgen für die Payer Group hervor, „sie sind essenziell für uns“. Schon in seiner eigenen Lehrzeit hat ihn der Umstand besonders fasziniert, „dass die Jungen hier bei uns von Tag eins weg mittendrin statt nur dabei sind“. Die Lehrlinge arbeiten von Beginn an – an der Seite der Facharbeiter – im Unternehmen mit, „das bietet Abwechslung, man lernt alle Bereiche kennen“. Bei Payer sei etwa im Formenbau jedes Werkstück ein Unikat, „das macht es reizvoll“, betont Dokter. Was erwartet er vom Nachwuchs in der Ausbildung? „Der Wille muss da sein, ohne Wille kein Weg.“ Er selbst, das zeigt sein eigener Werdegang, habe schnell erkannt, „dass man nie ausgelernt hat“.