Das Jahr nähert sich dem Ende und viele haben das Gefühl, dass die Akkus leer sind. Ist man am Jahresende wirklich erschöpfter oder bildet man sich das nur ein, weil Weihnachten und Silvester vor der Tür stehen?

CORNELIA HUBICH-SCHMON: Es ist tatsächlich so, dass wir weniger Ressourcen haben. Wenn man das ganze Jahr nimmt, ist es so, dass wir ja prinzipiell am Anschlag arbeiten. Es gibt kaum Ruhezeiten. Es gibt zwar den Sommer, wo man sich zwei oder drei Wochen erholen kann, aber man merkt schon, dass ab Oktober die Akkus wieder leerer werden. Dazu kommt, dass wir am Jahresende noch mehr zu tun haben. Die tatsächliche Belastung steigt an, weil im Job Projekte abzuschließen sind, im Handel steht sowieso die Welt kopf und dann kommen noch private Verpflichtungen dazu. Es ist also auch von der Quantität mehr. Viele haben an den Feiertagen deshalb dann das Gefühl, die besinnliche Vorweihnachtszeit versäumt zu haben.

Zu den Verpflichtungen: Nun kommen zu den privaten noch die beruflichen wie Deadlines oder Zusammenkünfte am Adventmarkt mit Geschäftspartnern. Wie sollte man mit diesen Terminen umgehen?

Man sollte in sich hineinhören und darauf achten, was einem selbst guttut, und nicht darauf, es den anderen recht zu machen. Bei vielen ist genau das ein intensiver Treiber und deswegen trauen wir uns oft nicht, Nein zu sagen. Infolge hat man dann das fünfte Glühweintreffen, obwohl man das Bedürfnis hätte, es sich zu Hause mit einem Tee gemütlich zu machen. Kann das Nein-Sagen keine unangenehmen Konsequenzen haben?

Das Spannende ist: Wenn man sich traut, sich abzugrenzen, bekommt man heutzutage schon sehr oft Bestärkung dafür. Es hilft, zu priorisieren – beruflich und privat. Was möchte und muss man noch vor Weihnachten abschließen? Was kann man ohne Probleme in den Jänner mitnehmen? Wenn man einmal den Perspektivenwechsel wagt, dann ist man ja selbst auch nicht böse, wenn in der Vorweihnachtszeit ein Termin ausfällt.

Wie kann man in dieser stressigen Phase Druck herausnehmen?

Wir hören von vielen, dass sie nicht mehr schlafen können, weil sie sich denken: Ich muss noch so viel erledigen. Wenn man der Typ dafür ist, sollte man Listen führen. Dann ist es draußen aus dem Kopf und kreist nicht mehr in den Gedanken. Und auch bei den Dingen auf dieser Liste sollte man Prioritäten setzen. Außerdem kann man eins nach dem anderen streichen. Wenn die Punkte auf der Liste immer weniger werden, sorgt das wiederum für ein Erfolgsgefühl. Ein weiterer Tipp wäre, nachdem wir privat und auch beruflich sehr termingesteuert sind, bewusst einen Termin mit sich selbst in den Kalender einzutragen. Man sollte für diese Ich-Zeit ein Ritual finden. Zum Beispiel, indem man ihn sich einmal in der Woche einträgt und auch einhält. Das kann unglaublich helfen, um zu entschleunigen. Viele planen schon den Urlaub 2020. Was raten Sie, ist es besser, einmal einen langen Urlaub zu nehmen, oder sollte man in mehreren kürzeren Einheiten planen? Wie regeneriert man am besten?

Aus arbeitspsychologischer Sicht ist es sinnvoll, dass man einmal im Jahr eine längere Pause hat mit mindestens zwei, wenn möglich drei Wochen, weil man da wirklich runterkommt. Je nachdem, in welchem Job man arbeitet, sollte man sich gut überlegen, wann man das zeitlich ansetzt. Man sollte sich mit Kollegen abstimmen und auch darauf achten, dass es eine Vertretung gibt, damit man wirklich abschalten kann. Ansonsten kann man mit Kurzauszeiten arbeiten.

Inwiefern?

Das ist dieses Erholungs- und Beanspruchungsmodell, das man auch aus dem Sport kennt. Um besser zu werden, muss man in der Belastung sein, aber auch immer wieder für Erholungszeiten sorgen. Da sind diese Kurzbreaks in regelmäßigen Abständen hilfreich. Man merkt das schon an der Vorfreude, die man oft selbst empfindet, wenn so eine Pause bevorsteht. Wie sollte man mit den Wochenenden umgehen? Volles Programm oder entspannen?

Auch die Wochenenden sind Kurzbreaks. Die sollte man ebenfalls gut nutzen und in sich hineinhören. Was möchte man machen, was tut einem gut?

Viele werden ja schon am Sonntagabend etwas übellaunig, weil der Montag vor der Tür steht. Wie kann man das Wochenende genießen und motiviert in die neue Woche starten?

Dieses Montagstief kennen wir doch alle. Am Montag beginnt die Arbeitswoche und wir haben einen Berg von Arbeit vor uns, an den wir Sonntagabend schon denken müssen. Hilfreich wäre es, einen Einfluss darauf zu haben, mit welchen Erledigungen man in die Woche startet. Wenn man es schafft, etwas zu machen, was einem lieber ist, sei es ein Meeting mit lieben Kollegen oder einen Blocker, in dem man einmal für eine Stunde in Ruhe seine Mails checkt und die Woche plant, dann fällt der Einstieg in die Woche schon etwas leichter.