Gegen eine berufliche Sippenhaftung setzen sich nun steirische Unternehmer zur Wehr, nachdem diese Woche bekannt wurde, dass 2012 österreichweit fast jeder fünfte Lehrling durch die Lehrabschlussprüfung (LAP) gerasselt ist.
Beispiel Maler: Während bundesweit 38 Prozent der angetretenen Lehrlinge die LAP nicht schafften, waren es in der Steiermark nur 11,8 Prozent. "Wien verfälscht die Zahlen enorm", so Maler-Lehrlingswart Alois Feuchter. Das zeige sich daran, dass in Wien viele Lehrlinge in überbetrieblichen Ausbildungsstätten (AMS) arbeiten würden, weil sie keine Stelle finden konnten oder eine betriebliche Lehre abgebrochen hätten.
35.000 Euro pro Lehrjahr
"Auch wir kennen das Problem, dass es zunehmend schwieriger wird, qualifizierte Jugendliche für anspruchsvolle Lehrberufe zu begeistern", erklärt Jochen Pildner-Steinburg. Der Industrie-Präsident mahnt ein, auch Erfolge zu sehen, zumal zuletzt 22 Prozent der Industrie-Lehrlinge mit Auszeichnung abschlossen, während nur 7,8 Prozent die LAP nicht schafften. "Ein Industriebetrieb investiert ja auch pro Lehrjahr im Schnitt 35.000 Euro in die Ausbildung eines Lehrlings."
Auch die vielen Europameister- und Weltmeistertitel, die die jungen Steirer zuletzt bei Berufsmeisterschaften in aller Welt erarbeiteten, "sind ja ein Zeichen, dass unsere Lehre so schlecht nicht sein kann", sagt Hermann Talowski, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk. Dennoch werde das Rennen um die besten Köpfe härter, "aber auch, weil viele Jugendliche mit schulischen Ausbildungsdefiziten daherkommen". Diese würden Betriebe zwar immer öfter abzufedern versuchen, "aber das ist nicht unsere Kernaufgabe".
Wirte-Obmann Hans Hofer appelliert angesichts des relativ schlechten Abschneidens mancher Tourismus-Lehrlinge auch an die Gastronomen, "vor der Prüfung gemeinsam mit dem Lehrling punktgenau zu üben". Als zusätzlichen Anreiz für die Jugendlichen haben man bereits 1000 Euro Prämie für Lehrlinge mit Auszeichnung eingeführt.
ULRICH DUNST