Jeder fünfte Arbeitnehmer in Österreich klagt über zu viel Stress und Zeitdruck. Das geht aus einer aktuellen Studie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) hervor, wie das Ö1 Morgenjournal berichtet.

Die OECD sieht daher steigende Burnout-Gefahr in Österreich. Experten fordern im Ö1-Morgenjounral mehr Vorsorgemaßnahmen. Zitiert wird etwa der Grazer Arbeitspsychologen Kallus, der zum Umdenken aufruft: In der Wirtschaft stehe zu sehr die Effizienz im Mittelpunkt und zu wenig der Mensch, so Kallus. Wirtschaftspsychologe Hill sagte, neben der Arbeitszeit müsse auch die Kommunikationskultur geändert werden. Experte Prinz plädiert für mehr Psychotherapie auf Krankenschein.

Der Wiener Soziologie-Professor Jörg Flecker riet der Politik bereits Anfang des Jahres, die Einführung einer 30-Stunden-Woche für alle Arbeitnehmer in Betracht zu ziehen. Damit könnten Burn-outs verhindert und die "ausufernde Teilzeitquote" bei Frauen gesenkt werden, so Flecker.

Österreicher arbeiten am längsten

Der Soziologe forscht an der Universität Wien über Trends in der Arbeitswelt. Flecker verweist darauf, dass die Österreicher mit im Schnitt 42 Arbeitsstunden pro Woche nach den Engländern in Europa am längsten arbeiten. Die Verkürzung der Arbeitszeit ist laut Flecker "keine ideologische Debatte", sondern im Hinblick auf eine gesundheits- und altersgerechte Arbeitswelt notwendig. "Man arbeitet heute außerdem auch deutlich intensiver als vor 20 Jahren." Davon zeuge auch die starke Zunahme psychischer Erkrankungen wie Burn-out.

Als positives Beispiel führt der Soziologie-Professor Finnland an, dort werde deutlich kürzer gearbeitet als in Österreich und die Mitarbeiter hätten mehr Möglichkeiten, für sich selbst im Alltag Grenzen zu ziehen. Die Frage der Verteilung der Arbeit werde in der österreichischen Politik vernachlässigt und dass es gar keine Debatte darüber gebe, liege am "Killerargument der Wettbewerbsfähigkeit", kritisierte Flecker.