Wann wurden Sie erstmals mit der Bildhauerei konfrontiert?

MAX GANGL: In Hermagor, wo ich aufwuchs, habe ich in den Ferien bei den Bildhauern der alten Salzburger Schule geschnuppert. Es ließ mich nicht mehr los und nach der Schulzeit schaffte ich die Aufnahmeprüfung an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien auf Anhieb. Dort hat mich Professor Hans Knesl zwei Jahre lang begleitet.

Wie waren die Anfänge?

GANGL: Es war eine Art Kulturschock. Ich kam von der sakralen Gestaltung und traf plötzlich auf die sogenannte freie Kunst, auf die riesigen steinernen Weiber mit den üppigen Formen. Da hat es mich erst einmal durchgebeutelt. Plötzlich starb Hans Knesl und ich wurde von Professor Wander Bertoni übernommen. Von da an war ich mit Abstraktion und Kubismus konfrontiert. Das entsprach meinem physischen Temperament und hat mich angeregt. Gefestigt wurde ich noch durch ein Gespräch mit Fritz Wotruba, der meinte: "Machen Sie weiter so, Sie haben Zukunft!" 1976 schloss ich mein Studium ab.

Und?

GANGL: Anfangs wusste ich nicht, was jetzt anfangen. Ich entschloss mich zu einer Sommerpraxis im Steinbruch Krastal - heuer habe ich 40 Jahre Krastal gefeiert. Mit kleineren Aufträgen habe ich versucht, in der Bildhauerei Fuß zu fassen, und ich konnte davon leben. Ich wollte mein Ziel erreichen, international ins Geschäft zu kommen.

Wie haben Sie das geschafft?

GANGL: Durch das Glück in Person des damaligen US-Botschafters Ronald Lauder. Er hat eine Ausstellung von mir eröffnet, ich erhielt erste lohnende Aufträge. Lustig: Einmal stand ich dort, als eine Touristengruppe ankam. Der Reiseführer erzählte, dies sei ein Werk von Henry Moore. Ich griff ein: "Nein, das ist von mir, eine Arbeit aus heimischem Marmor!" Er: "Wer sind Sie?" Ich: "Max Gangl." Er: "Hören S' auf, Sie kenn i net." Da zeigte ich ihm die kleine Tafel an der Seite mit meinem Namen. Er zog dann ganz beleidigt ab.

Wie ging es weiter?

GANGL: Ich schuf mir gute Kontakte in Amerika, musste aber zurück, weil mein Sohn Probleme in der Schule hatte und ich ihn bis zur Matura betreuen musste.

Wie kommt man zu Kontakten am englischen Hof?

GANGL: Voraussetzen muss ich, dass ich aus einer Kärntner Adelsfamilie aus der Zeit von Maria Theresia stamme. Ich ließ mir ein Siegel anfertigen, das ich überall drauf knalle. Als ich erfuhr, dass die Queen ein Denkmal für ihre Mutter errichten wollte, schrieb ich sie an. Sie schrieb sehr lieb zurück, dass der Auftrag bereits vergeben sei, aber ihr Sohn Charles habe vielleicht was für mich. Das klappte wirklich, ich malte seinen Garten Eden, das Schloss Highgrove. Als erster bildender Künstler erhielt ich dort Zugang. Das Bild wurde für wohltätige Zwecke versteigert.

Der Kontakt ist nicht abgerissen?

GANGL: Nein, er und die Queen schreiben mir öfter. Ich schicke dem Prinzen immer handgeschöpftes Papier aus Slowenien mit meinem Wasserzeichen. Er ist ja Hobbymaler, und auf diesem Papier, versicherte er mir, malt er am liebsten. Einmal war ich auch zu einem Umtrunk auf Highgrove geladen, mit vielen Earls und Lords. Die wunderten sich, wie ich dorthin kam, ich müsse wohl ein Verwandter sein. Ich flunkerte, ich sei gerade dabei, die Reihung der Thronfolge zu orten.

Was ist heute Ihr Schwerpunkt?

GANGL: Mitte der achtziger Jahre erkannte ich, dass die Graphik passé ist. Ich male heute nur noch Unikate und konzentrierte mich auf die Arbeit im Steinbruch im Krastal bei Villach, wo ich ein Gelände von 3000 Quadratmetern gepachtet habe. Aufträge kommen von Sammlern und Museen wie von Organisationen. Ich bin sehr zufrieden, konnte immer meine Linie durchsetzen, lebe mein humanistisches Weltbild, habe die sogenannte relative Befreiung nicht gesucht, sondern gefunden.