Bei strömendem Regen drängten sich Donnerstagfrüh, 5. August, rund zwei Dutzend Leute in den Verhandlungssaal am Bezirksgericht Völkermarkt. Der Grund für das "rege Interesse", wie Richter Stefan Jannach konstatierte: die Versteigerung einer 324 Quadratmetern großen gemeinschaftlichen Liegenschaft direkt am Westufer des Klopeiner Sees in Seelach. Dass solche Grundstücke in der ersten Reihe des Badesees auf den freien Markt kommen, ist eine absolute Seltenheit.

Dementsprechend hoch war der Ausrufpreis von 400.000 Euro, auf den sich die Eigentümer im Vorfeld geeinigt hatten. Dazu kommt noch, dass die Widmung auf Grünland mit Kabinenbau lautet, also nicht allzu viel Spielraum bietet. Am Ende ging das Grundstück dennoch um 920.000 Euro, das sind 2840 Euro pro Quadratmeter, an einen Südkärntner Hotelier.

Prominente Interessenten

Aber der Reihe nach. Wer mitbieten wollte, musste ein Vadium – ein Sparbuch mit zehn Prozent des Ausrufpreises – vorlegen. "Und damit meine ich nicht, dass Hansi Huber mit dem Sparbuch von Mitzi Tante daherkommt", teilte der Richter den Anwesenden mit einem Augenzwinkern mit. Das war dann auch nicht der Fall, allerdings waren fünf von zehn Bieter im Namen von Unternehmen gekommen. Darunter auch einige nicht ganz Unbekannte. So entsandte etwa die "Lili's Beach Immobilien GmbH", die sich im Besitz von Immobilienfürst Franz Peter Orasch und seiner Frau Mirjam befindet und in den letzten Jahren bereits einige Grundstücke in Seelach erworben hat, einen Bevollmächtigten.

Unter dem Vorsitz von Richter Stefan Jannach wechselte ein Seegrundstück seinen Besitzer
Unter dem Vorsitz von Richter Stefan Jannach wechselte ein Seegrundstück seinen Besitzer © Claudia Lepuch

Mit "Oh die Seeprominenz ist da", begrüßte Jannach wiederum die "Mag. Michael Mateidl Liegenschaftsverwaltungs GmbH" von Michael Mateidl, der auch das nur rund 100 Meter von der zu versteigernden Liegenschaft entfernte Hotel Sonne betreibt. Mit der "Birkenhof GmbH", Betreiber des Hotel Birkenhofs in Seelach, war ein weiterer Interessent aus der direkten Nachbarschaft angereist. Ebenfalls unter den Bietern: eine der bisherigen Eigentümerinnen der Liegenschaft.

Allgemein bekundeten ausschließlich österreichische Staatsbürger beziehungsweise Unternehmen ihr Interesse, die Mehrheit sogar direkt aus dem Bezirk. "Das heißt, wir haben keine Spezialprobleme mit chinesischen und russischen Konsortien", kommentierte der Richter die Tatsache, bevor er die Versteigerung eröffnete.

Für dieses Grundstück in Seelach wurden 920.000 Euro geboten
Für dieses Grundstück in Seelach wurden 920.000 Euro geboten © KLZ

Zuschlag bei 920.000 Euro

Der Ausrufpreis wurde gleich mit dem ersten Gebot auf 800.000 Euro verdoppelt. In der Folge entwickelte sich die Versteigerung zu einem Zweikampf zwischen der bisherigen Minderheitseigentümerin und einem Wolfsberger Unternehmer, der als Privatperson mitsteigerte. Bei über 900.000 Euro ging ein Raunen durch den Saal. Sätze wie "völlig überteuert", oder "das ist es nicht wert", waren zu hören. Schließlich überbot die "Mag. Michael Mateidl Liegenschaftsverwaltungs GmbH" nur 15 Sekunden vor Zuschlag den Wolfsberger Unternehmer mit einem Gebot von 920.000 Euro und erhielt, da niemand mehr einen höheren Betrag nannte, in der Folge den Zuschlag.

2840 Euro pro Quadratmeter – eine angesichts der Tatsache, dass die Preise für echte Seegründe laut Immobilienexperte Martin Rössler von Raiffeisen Immobilien Völkermarkt bei 2000 Euro liegen, delikate Summe für einen "Badestrand".