Die Zeiten „überbordender Bürokratie und Dokumentation“ fordern einen hohen Preis. Für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren sei es kaum noch möglich, die eigentlichen Tätigkeiten des Feuerwehralltags zu erfüllen, sagen sie. Sie fordern einen zusätzlichen Verwaltungsposten für Hauptberufliche. Die Kleine Zeitung lud die Kommandanten Rahman Ikanovic (FF Völkermarkt) und Christoph Gerak (FF Wolfsberg) sowie die Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz (Wolfsberg, SPÖ) und Valentin Blaschitz (Völkermarkt, SPÖ) zum Runden Tisch.

Rahman Ikanovic: "Es müssen Bedingungen her, die im Rahmen der Ehrenamtlichkeit bewältigbar sind."
Rahman Ikanovic: "Es müssen Bedingungen her, die im Rahmen der Ehrenamtlichkeit bewältigbar sind." © Markus Traussnig

Die Gemeinden Wolfsberg und Völkermarkt haben je einen hauptberuflichen Feuerwehrwart und einen Zivildiener, Wolfsberg auch noch einen Brandschutzbeauftragten. Die Kosten tragen die Gemeinden. Wie viel Personal wäre nötig, um nicht in Bürokratie zu ersticken?
Rahman Ikanovic: Einen weiteren Hauptamtlichen pro Stützpunktfeuerwehr. Das Anforderungsprofil des hauptberuflichen Feuerwehrwartes hat sich drastisch geändert. Früher war die Wartung der Geräte und Fahrzeuge seine Hauptaufgabe. Durch die Bürokratisierung müssen wir nun über jeden Karabiner und jede Kette ein Karteiblatt führen und die Instandhaltung nachweisen. Auch Einsatzberichte müssen digitalisiert und für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden. Die Aufgaben entsprechen zwei Berufsprofilen mit unterschiedlicher Ausbildung. Ein eigener Verwaltungsposten muss geschaffen werden. Eine Person kann das nicht stemmen, auch wenn sie noch so engagiert ist.
Christoph Gerak: Es geht um die ganzen Auflagen im Dokumentationsbereich. Und es geht um die Prävention, die alle Leute strapaziert. Vorbeugen, Brandschutz und Information kann nur die Feuerwehr machen, aber dafür gibt es keine personellen Vorkehrungen.

Haben Sie von Landesrat Fellner eine Antwort bekommen?
Blaschitz: Nein, wir werden schon noch einmal nachstoßen.
Schlagholz: Nein.

Wie viel kostet ein hauptberuflicher Angestellter für die Feuerwehr?
Blaschitz: Rund 50.000 Euro pro Jahr. Es wäre nicht schlecht, wenn das Land einen zusätzlichen Posten mitsubventioniert.
Schlagholz: Wir hoffen auf eine Unterstützung des Landes. Immerhin kann es nicht sein, dass immer alles auf die Gemeinden abgewälzt wird.

Das Problem ist, dass viele Feuerwehrler auswärts arbeiten ...
Schlagholz: Kürzlich brannte es nahe des Schulzentrums. Es mussten drei Wehren gerufen werden, obwohl eine reichen würde. Wir brauchen Leute vor Ort. Wenn ein Feuerwehrler zur Arbeit pendelt, nützt es nichts, wenn er in Klagenfurt ist, wenn es in Wolfsberg brennt.
Gerak: Die Kernzeit von 7 bis 16 Uhr ist schwer abzudecken. Wir haben elf Feuerwehren in der Stadtgemeinde Wolfsberg und wir hatten 736 Einsätze im Vorjahr. Zusätzlich müssen wir im ganzen Tal und im ganzen Land bei Einsätzen mithelfen. Die Leute sind hoch motiviert, aber die Grenze ist erreicht.
Schlagholz: Es geht um die Sicherheit. Wer ist da, wenn etwas passiert? Die Feuerwehr. Ohne sie wäre es nach den Überflutungen 2018 undenkbar gewesen, dass Bad Weißenbach und Mahle in Wolfsberg den Betrieb so schnell wieder aufnehmen können.

Die Feuerwehr Spittal hat weniger Einsätze als die Feuerwehren Wolfsberg oder Völkermarkt, aber drei hauptberufliche Feuerwehrmänner, die die Kameraden entlasten und bei der Aufbereitung der Geräte nach Einsätzen behilflich sind. Wie kommt das?
Ikanovic: In Spittal ist das anders geregelt, die Verrechnung läuft nicht über die Gemeinde.
Gerak: Oft dauert das Reinigen der Geräte nach Einsätzen länger, als der Einsatz selbst.

Christoph Gerak: "Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr sind hoch motiviert, aber die Grenze ist erreicht."
Christoph Gerak: "Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr sind hoch motiviert, aber die Grenze ist erreicht." © Markus Traussnig

Herr Ikanovic, Ihr Schriftführer warf das Handtuch, weil es ihm zu viel wurde ...
Ikanovic: Er war irrsinnig gut ausgebildet auf jedes Auto, war Schriftführer und hat die Öffentlichkeitsarbeit perfekt gemacht. Von heute auf morgen trat er aus. Es war ihm zu viel, wir haben ihn „verbrannt“. Seit einem Jahr finden wir keinen Schriftführer. Jeder sagt, ich bin nicht deppert und setze mich jeden Abend drei Stunden dazu. Seitdem mache ich das mit drei Kameraden mit. Ich bin jeden Abend im Rüsthaus und hole meine Familie ins Rüsthaus, damit wir uns sehen. Irgendwann geht es nicht mehr, dann zerbreche auch ich, obwohl ich sehr belastbar bin. Es müssen Bedingungen her, die im Rahmen der Ehrenamtlichkeit bewältigbar sind.
Gerak: Wir haben auch hoch motivierte Leute, aber wenn man sie „verbrennt“, dann gibt es große Probleme.Wie viel Zeit nimmt die Bürokratie in Anspruch?
Gerak: Um 14 Uhr bin ich vom Unterrichten in Klagenfurt daheim und danach wochentags in der Feuerwehr im Büro. Entweder für die eigene Feuerwehr oder für die zehn anderen Wehren in der Gemeinde. Die Einsätze kommen da noch dazu.

Wieso schraubt man nicht die überbordende Bürokratie zurück, um Zeit zu sparen?
Blaschitz: Das traut sich keiner.