Dramatische Szenen spielten sich am Freitag auf dem Verschiebebahnhof Fürnitz ab: Um 4.23 Uhr stießen zwei Güterzüge zusammen. Einige Waggons, sie waren unter anderem mit Kerosin beladen, gingen sofort in Flammen auf. 17 Feuerwehren konnten den Brand aber rasch löschen. Zwei Lokführer wurden bei dem Unfall leicht verletzt.

„Zum Glück”, sagt Herbert Weigl. Der Anrainer war der Erste am Unglücksort. Ein „Rumpler” hat den 65-Jährigen kurz nach vier Uhr aufgeweckt. „Ich bin aufgestanden, zum Schlafzimmerfenster gegangen und dachte mir: ,Was funkt da?'" Der nächste Blick, jener aus seinem Küchenfenster, brachte Weigl Gewissheit. „Da liegt ja eine Lok vor meinem Fenster und etwas weiter hinten hat es schon gebrannt.”

Herbert Weigl war als erster am Unglücksort
Herbert Weigl war als erster am Unglücksort © Privat

Der ehemalige ÖBB-Mitarbeiter („Einmal Eisenbahner, immer Eisenbahner”) alarmierte die Feuerwehr und lief aus seiner Wohnung zur Lokomotive im Garten. „Als ich Licht im Führerstand gesehen habe, bin ich sofort hin”, sagt Weigl. Er klopfte an die Türe der Lok und rief: „Hallo Lokführer, was ist denn los, bist du verletzt?” Als er die Antwort bekam („Nein, nein, es geht schon”) sei er sehr erleichtert gewesen. „Ich habe dann gleich die Rettung angerufen. Wenige Minuten später war eh alles voll mit Einsatzkräften”, erzählt der 65-Jährige. „Dass das nicht schlimmer ausgegangen ist, war echt ein Glück. Normalerweise fährt etwa um die Zeit auch immer ein Schnellzug aus Italien durch.”

Der Blick aus Herbert Weigls Küchenfenster
Der Blick aus Herbert Weigls Küchenfenster © Privat

Ähnlich sehen das Eveline und Hermann Kanduth. Das Ehepaar wohnt seit mehr als 50 Jahren in Fürnitz, seit Jahrzehnten ist der Großverschiebebahnhof ihr Nachbar. Aber so etwas wie am Freitagmorgen haben die Kanduths noch nicht erlebt. „Kurz nach vier Uhr hat's auf einmal einen Tuscher gemacht”, sagt Eveline Kanduth. „Unser Haus hat gezittert.”

„So einen Tuscher gemacht”

Zuerst dachte die 75-Jährige, ein Erdbeben habe sie aus dem Schlaf gerissen. Hermann Kanduth ist aufgestanden und zum Fenster gegangen. Dann war klar, es war kein Erdbeben: „Da ist ein Zug entgleist. Einer der Waggons steht in die Höhe und brennt”, sagte Hermann Kanduth zu seiner Frau. Die hat daraufhin sofort den Feuerwehr-Notruf gewählt und Alarm geschlagen. „Ich war total erschrocken. Das hat unheimlich ausgeschaut.” Nachdem es hell geworden ist, sahen die Kanduths das ganze persönliche Ausmaß des Zugunglücks: Einer der entgleisten Waggons durchbrach die Lärmschutzwand und „landete” im nur wenige Meter dahinterliegenden Schrebergarten von Hermann Kanduth. Seine Frau und er haben sich vom Schreck mittlerweile erholt: „Ich bin nur froh, dass die Lok nicht weitergefahren ist. Dann wäre es wohl schlimmer ausgegangen”, sagt Eveline Kanduth.

„Hätte Schlimmeres passieren können”

"Ich dachte, da fährt ein Schneepflug", sagt Josef Pirker
"Ich dachte, da fährt ein Schneepflug", sagt Josef Pirker © Helmuth Weichselbraun

Unsanft geweckt wurde auch Josef Pirker: „Ich bin in der Früh munter geworden, weil ich so ein Kratzen gehört habe.” Zuerst habe er gedacht, dass ein Schneepflug unterwegs sei. Kurze Zeit später habe ein Nachbar bei ihm geläutet und gesagt, er solle herunterkommen, da „ist etwas passiert”. Als er dann gehört habe, dass ein Zug Kerosin transportiert habe, sei er erleichtert gewesen, dass der Unfall nicht schlimmer ausgegangen ist, so Pirker.