Wer heute an den Zweiten Weltkrieg denkt, der hat grauenvolle Bilder im Kopf. Zerbombte Städte, Fliegerangriffe, Konzentrationslager. MariaTrofimovna Sosnovska, eine 91-jährige Ukrainerin, denkt vor allem an die Zeit, die sie als Zwangsarbeiterin in St. Veit verbracht hat. Und sie empfindet weder Hass noch Zorn, sondern sogar soviel Dankbarkeit, dass es ihr größter Wunsch war, noch einmal in die Herzogstadt zurückzukehren – auf der Suche nach ihren Spuren.

Am Montag war es soweit. Nach einer 20-stündigen Reise erreichte sie erst Klagenfurt, dann St. Veit. Während ihre Dolmetscherin, die Journalistin Lesya Kharchenko, von den Turbulenzen während des Fluges etwas mitgenommen war, sagte Sosnovska nur: „Ich habe den Krieg und die Bomben überlebt, da ist das kein Problem.“ Am Dienstag besuchte sie das BG/BRG St. Veit und beantwortete geduldig und mit Freude die vielen Fragen der Schüler. Und diese hörten gespannt zu.

Sie erzählt Geschichten, bei denen einem ein Schauer über den Rücken läuft. „Als der Krieg die Ukraine erreichte, wurden die besten Arbeitskräfte für die Fabrik aussortiert, die anderen mussten zu einer medizinischen Auswahl. Man hat mir gesagt, ich sei zu klein und schwach, um zu arbeiten und ich darf nach Hause. Das stimmte aber nicht. Ich wäre ins KZ gekommen. Eine Polin hat mir gesagt, ich solle in die andere Gruppe zu gehen, so kam ich nach St. Veit.“


Hier kam sie zusammen mit vier anderen Zwangsarbeitern an und wurde von einer Frau „ausgesucht“. Von da an musste Sosnovska jeden Tag von 6 bis 22 Uhr arbeiten. „Ich habe mich um die Holzheizung gekümmert, die Wäsche gewaschen, aufgeräumt, geputzt.“ Und trotz der harten Arbeit verliert die 91-Jährige kein schlechtes Wort über ihre „Arbeitgeberin“: „Sie hat mich immer gut behandelt, ihr weniges Essen mit mir geteilt, ich bin ihr sehr dankbar.“