Nach dem überraschenden Rückritt von Christian Benger als ÖVP-Chef liegen die Nerven in der Kärntner Volkspartei blank.  Mittwochabend tagten Parteipräsidium und Landesparteivorstand. Dabei ging es nicht nur um den Chefsessel in der Partei, sondern auch um zwei Landesräte in einer Regierung mit der SPÖ. Deren Chef Peter Kaiser hat freilich den Koalitionspakt nach dem Benger-Rückzug in Frage gestellt.

Stundenlang wurde über die Nachfolge in der ÖVP gefeilscht. Letztlich fiel die Wahl auf Martin Gruber. Der wurde 2009 mit nur 25 Jahren jüngster Bürgermeister (Kappel am Krappfeld) Kärntens und war einst persönlicher Referent von Ex-Landesrat Josef Martinz. Gruber gilt im Bauernbund seit Jahren als künftiger starker Mann in der Partei. Am Abend wurde bekannt, dass Gruber in der Vorstandssitzung mit nur einer Gegenstimme gewählt wurde. Endgültig gekürt wird er dann bei einem Landesparteitag.

Als zweiten Landesrat will die ÖVP offenbar einen Quereinsteiger präsentieren: Ulrich Zafoschnig, Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung und Präsident der Sportunion. Darüber wurde im Parteivorstand aber noch bis in die späten Nachtstunden diskutiert.

Stundenlang tagte das Parteipräsidum der ÖVP
Stundenlang tagte das Parteipräsidum der ÖVP © Gert Eggenberger

Koalition wackelt: Kaisers Reaktion auf Benger-Rücktritt

Die Kärntner SPÖ hat am Mittwochabend eine Reihe von Bedingungen an die ÖVP gestellt, bei deren Erfüllung es eine rot-schwarze Koalition geben kann. So verlangt die SPÖ, das eigentlich laut der neuen Landesverfassung vorgesehene Einstimmigkeitsprinzip in der Regierung müsse ausgesetzt werden. Donnerstag Früh gibt Kaiser eine Pressekonferenz.

Ein anderer Name, der immer wieder fiel, ist Sebastian Schuschnig. Der Ex-Chef der Jungen ÖVP hat einen hevorragenden Draht zu Bundesparteichef Sebastian Kurz. Schon kurz nach der Wahl hatte die Kleine Zeitungüber ein mögliches Comeback Schuschnigs, der vor der Landtagswahl von der Liste flog, berichtet. „Wenn man der Meinung ist, mich zu brauchen, werde ich mir das anhören“, sagte Schuschnig damals. Jedenfalls habe er „immer noch ein exzellentes Einverständnis mit dem Bundesparteiobmann“. Klar sei, dass die Wahl in Kärnten „nicht so ausgegangen ist, wie erwartet“. Heute sagt er: "Es ehrt mich, dass mein Name genannt wird." Für Schuschnig gab es nicht genügend Unterstützung im Parteipräsidium.

Wer kam im Vorfeld sonst noch in Frage? Der Finkensteiner Bürgermeister Christian Poglitsch schloss nicht aus, Landesparteiobmann zu werden. Der Villacher Nationalratsabgeordnete Peter Weidinger hielt sich bedeckt. Der bisherige Klubobmann Ferdinand Hueter hatte offenbar schon fix damit gerechnet, Landesrat zu werden. Markus Malle wird als Klubobmann gehandelt. Ministerin Elisabeth Köstinger will lieber in Wien bleiben. In der ÖVP wird aber auch daran gebastelt, einen Quereinsteiger in die Regierung zu schicken.