Das Landeskriminalamt Kärnten und die Staatsanwaltschaft Klagenfurt haben eine marokkanische Schleppergruppe ausgeforscht. Die drei Täter haben zumindest 36 Marokkaner nach Österreich gebracht, dafür Wuchersummen verlangt und sie zum Arbeiten an Reiterhöfe vermittelt, wo sie teils schlecht untergebracht und ausgebeutet wurden. 35 Reiterhöfe in ganz Österreich wurden durchsucht, fast 200 Polizisten und Finanzbeamte waren im Einsatz, teilte das Innenministerium am Dienstag mit.

Die Täter gingen laut den Ermittlern sehr strukturiert vor. Komplizen in Marokko hatten dort ab März 2021 Arbeiter angeworben – nachdem diese bis zu 8000 Euro gezahlt hatten, wurden ihre Personalien an einen Mittäter in Graz übermittelt. Dieser vermittelte dann Pferdehofbetreibern die Arbeiter als Saisonniers und suchte beim AMS um befristete Arbeitsgenehmigungen an.

Nach der erfolgten Genehmigung erhielten die Arbeiter von der österreichischen Botschaft in Marokko einen persönlichen Termin zur Erledigung der Formalitäten. Die Schlepper unterstützten sie dann beim Ausfüllen der Formulare, mit deren Hilfe die Arbeiter temporäre Aufenthaltsgenehmigungen in Österreich bekamen. Nach Ankunft am Flughafen in Wien wurden die Arbeiter entweder von einem der Mittäter oder vom Arbeitgeber abgeholt und zum Arbeitsplatz gebracht, wo sie teils unter unwürdigen Zuständen lebten und schlecht bezahlt wurden. Nach einer bestimmten Zeit in den Reitställen reisten die Marokkaner teilweise in andere Staaten weiter und hielten sich dort illegal auf – das war ihnen von den Schleppern von Anfang an in Aussicht gestellt worden.

Haupttäter in Graz gefasst

Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen, als eine Polizeistreife im Bezirk Völkermarkt einen scheinbar orientierungslosen Mann aufgegriffen hatte – bei ihm hatte es sich um eines der Opfer gehandelt. Es folgten Ermittlungen, die schließlich zu den Durchsuchungen führten. In Graz wurde der Haupttäter, ein 29-jähriger österreichischer Staatsbürger marokkanischer Herkunft, festgenommen. Ermittlungen liefen auch gegen die Betreiber der Pferdehöfe, vor allem nach dem Finanzstrafrecht. Gegenstand der Erhebungen ist auch, ob sie über den Hintergrund ihrer Arbeiter Bescheid gewusst haben.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) betonte, einer "skrupellosen Schlepperbande" habe das Handwerk gelegt werden können, es handle sich um einen "wichtigen Schlag gegen diese abscheuliche Form der organisierten Kriminalität". Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) erklärte, neben der Schlepperei handle es sich auch um die Delikte der mutmaßlichen illegalen Ausländerbeschäftigung, Ausnützung von Fremden und den Verdacht der illegalen Gewerbeausübung.