Der Prozess um eine Bootslizenz geht im Chaos unter. "So ein Kasperltheater", rutscht es dem Richter heraus. Die Hauptdarsteller sind zwei ehemalige Geschäftspartner. Der eine ist Ex-Formel 1-Rennstallbesitzer Walter Wolf. Der andere: Ein bekannter Kärntner Unternehmer. Dieser Herr im feinen Zwirn, soll Wolf ganz unfein die Motorbootlizenz abgeluchst haben - mit einer gefälschten Unterschrift.

Bootszulassung. "Herr Wolf überließ mir die Bootszulassung freiwillig", wehrt sich der Angeklagte. Solche Lizenzen sind heiß begehrt zwischen Velden und Pörtschach. Ein Gerücht besagt, ein Russe habe 240.000 Euro dafür gezahlt. Am Gericht sagt ein Gutachter: "Bis 98.000 Euro zahlen Liebhaber für eine Bootszulassung." Und weiter: "Als Gunther Sachs das Schlosshotel gekauft hat, war es auf einmal chic, sich mit einem Boot fortzubewegen. Chic und gut fürs Ego." Das Ego der Schickeria spielt überhaupt eine große Rolle im Prozess.

Pelzmäntel. "Herr Wolf ist auf Firmenkosten auf Luxusyachten herumgekugelt und hat auf Kosten des Unternehmens Pelzmäntel für seine Frau gekauft", sagt Promi-Verteidiger Manfred Ainedter.

Gegenschlag. Da holt Wolfs Anwalt Dieter Böhmdorfer, ja genau der Ex-Justizminister, zum Gegenschlag aus. Wie? Er zählt einfach auf, was der Angeklagte so auf Firmenkosten gemacht hat. "Er hat Erste-Bank-Chef Andreas Treichl auf einen Auerhahn-Abschuss eingeladen." Er habe ein Golfturnier um mehr als 30.000 Euro veranstaltet. Er habe für vier Leute einen "jagdlichen Abend" um 2180 Euro abgehalten. Was das alles mit dem Prozess zu tun hat, weiß kein Mensch.

Bitte. "Lassen wir doch die Wiener Gesellschaftsgeschichten draußen", bittet der Richter flehentlich. Zurück zum Boot: Es gibt einen Kaufvertrag zwischen Wolf und dem Angeklagten. "Meine Unterschrift wurde da einfach hinein kopiert", behauptet Wolf. Ein Gutachter kann das nicht bestätigen. Der Richter fällt einen Freispruch und meint: "Das ist ein Streit zwischen zwei Geschäftspartner, der schlimmer ist als jeder Rosenkrieg. Grausam."

Nichtigkeiten. Böhmdorfer meldet Nichtigkeit an. Anwalt Ainedter freut der Freispruch. Seitenblicke-erprobt wie er ist, gab er schon beim Kaffeehaus-Besuch vor Prozessbeginn ein Autogramm.