Schlau wie Sherlock Holmes, hartnäckig wie Columbo und abenteuerlustig wie Indiana Jones: Kurt Karpf wäre als Ermittler in einem ORF-Landkrimi sofort der Publikumsliebling. Und die Drehbuchautoren müssten gar nicht ihre Fantasie bemühen, sondern nur Fakten schildern. Denn was der 61-Jährige herausgefunden hat, reicht für mehrere Fernsehabende – allerdings mit deutlich mehr Tiefgang als jeder TV-Tatort. Karpf ist Historiker, Archäologe und bekannt dafür, sich in Themen regelrecht zu vergraben, hauptberuflich und als Hobby.

Geweckt wurde diese Leidenschaft schon in der Volksschule in Molzbichl im Sachunterricht mit viel Heimatkunde. „Eines Tages haben wir die Pfarrkirche besucht, wo uns der Lehrer dort karolingische Flechtwerksteine gezeigt hat. Keiner hat gewusst, was das ist, aber ich bin sofort fasziniert gewesen“, erinnert sich Karpf. Er sollte mit den Steinen verflochten bleiben. Als bei seinem Geschichtsstudium in Innsbruck die Themenwahl für die Dissertation anstand, zog es den Kärntner inhaltlich wieder nach Hause. Karpf forschte „Zur Geschichte der Pfarre Molzbichl“.

Das unspektakulär klingende Thema wurde zum mehrjährigen Landkrimi. „Es ist damals die Vermutung im Raum gestanden, dass es in Molzbichl ein frühmittelalterliches Kloster gegeben haben könnte. Indizien sind der vom lateinischen Wort für Kloster, monasterium, hergeleitete alte Ortsname Munstiure und die Flechtwerksteine gewesen. Ein endgültiger Beweis hat aber immer gefehlt“, erzählt Karpf. 1985 erhielt er von der Pfarre grünes Licht für Ausgrabungen im Pfarrgarten und später in der Kirche.

Nach vier Jahren, einigen Widerständen, aber noch mehr Unterstützung von freiwilligen Helfern aus Molzbichl und der Umgebung hatten Karpf und Grabungsleiter Franz Glaser die archäologischen Beweise für das Kloster in Molzbichl. Es war im 8. Jahrhundert – als ältestes in Kärnten – zur Missionierung der Alpenslawen errichtet worden. Außerdem förderten die Ausgrabungen eine einzigartige Inschrift aus dem 6. Jahrhundert zutage, die an einen bis heute rätselhaften Kärntner Heiligen erinnert: den 533 verstorbenen Diakon Nonnosus.

Um auch selbst Ausgrabungen durchführen zu können, absolvierte Karpf nach dem Doktor in Geschichte in Rekordzeit auch das Masterstudium „Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit“ in Bamberg. Die Kontakte aus dieser Zeit pflegt er bis heute. 1990 wurde Karpf wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum der Stadt Villach, das er seit 2013 als Direktor leitet. Und die Geschichte der Draustadt ist eng mit Bamberg verknüpft. Villach war, wie das Kanaltal und Wolfsberg, von 1007 bis 1759 im Besitz des Hochstifts Bamberg.

Im Museum haben Karpf und sein Team vor allem mit den aufwendigen jährlich wechselnden Sonderausstellungen neue Maßstäbe gesetzt. Die heurige beleuchtet zwei Villacher Institutionen: den Fasching und den Kirchtag. Sie ist ein sehenswerter Ersatz zu den abgesagten Veranstaltungen der Kirchtagswoche, die heute, Sonntag, begonnen hätte. Auch in Villach griff Karpf zum Spaten: Ausgaben brachten Licht ins Dunkel der Geschichte der Bamberger Burg an der Drau. Die Funde sind heute in einem frei zugänglichen Schauraum im Gebäude ausgestellt.

Molzbichl blieb der Museumsdirektor – er ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes – immer treu: als zweiter Heimatort und Forschungsgegenstand. Karpf ist Obmann des Vereins „Historisches Molzbichl“, der fast 180 Mitglieder hat und neben der Kirche das Frühmittelalter-Museum „Carantana“ betreibt. Spektakulärstes Ausstellungsstück ist das Skelett einer im 10. Jahrhundert christlich bestatteten, aber aus einem Aberglauben heraus gepfählten Frau.

Privat liebt es Karpf beschaulicher und hat trotz seiner Leidenschaft für Vergangenes ein Hobby in der Gegenwart: die Vogelbeobachtung.