Bevor Hermine Kleewein rechnen und schreiben konnte, war es für sie ein Leichtes Noten zu lesen. Mit fünf Jahren saß sie das erste Mal am Klavier und spielte die ersten Takte. Als Achtjährige sang Kleewein ihr erstes Solo in der Kirche ihrer Heimatgemeinde Bad St. Leonhard im Lavanttal.
Geburtstag am Weltfrauentag. Musik spielt seit 75 Jahren im Leben der pensionierten Lehrerin, die heute in Klagenfurt wohnt, die wichtigste Rolle. "Ich hätte meinen Mann nicht geheiratet, wäre er nicht musikalisch gewesen", lacht die Jubilarin, die heute am 100. Weltfrauentag ihren 80 Geburtstag feiert. "Zum Glück spielte er Geige und wir musizierten zuhause mit unseren zwei Söhnen." Auch in bitteren Zeiten stand ihr die Musik bei: "Ich weinte mich nach dem Tod meines Sohnes vor fünf Jahren am Klavier aus."
Nur Komponistinnen. Ihr Lieblingskomponist Wolfgang A. Mozart begleitet Kleewein nicht nur im privaten Bereich. Neben Deutsch und Englisch unterrichtete sie auch Musik. 1983 wurde sie selbst wieder Schülerin: An der Klagenfurter Universität promovierte die Pädagogik-Studentin in den 1990er-Jahren mit ihrer veröffentlichten Doktorarbeit "I tua wohl, åls wånn ma nix war" mit dem Schwerpunkt Kärntner Volksliedgut. Dem Schreiben nicht genug: Erst 2006 erschien ihr drittes Buch "Lebendige Hausmusik in Kärnten". Auch ihr zehnköpfiges Ensemble, mit dem sie ein Konzert nur mit Komponistinnen gibt, trägt diesen Namen.
Kreativität "unschicklich". "Musizieren schickte sich für Frauen in früheren Epochen nicht, geschweige das Komponieren", erzählt Kleewein und bedauert, dass so viel Talent und Kreativität verschwendet wurde.
Konzert. "Komponistinnen vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert". Freitag, 14. März, um 19 Uhr im Freskensaal des Stiftes Viktring.
ESTHER FARYS