Wie man weiß, sagen Jugendliche gerne „Olta“ zueinander, und zwar durchaus anerkennend. Ab einem gewissen realen Alter ist es dann aber vorbei mit der Anerkennung. Ist schon paradox: Jeder will alt werden, aber keiner will alt sein. Wir haben einen 31-jährigen Bundeskanzler, weil jugendlicher Elan cooler ist als Erfahrung. Natürlich: dort, wo wirklich wichtige Entscheidungen getroffen werden, wäre es nicht denkbar, dass ein unter 50-Jähriger der Chef ist. Bei VW zum Beispiel oder bei Nestlé. Aber in der Republik Österreich schon, weil bei uns geht's ja in Wahrheit um nix. Für die Global Player sind wir ein Kindergarten. Bastis Bastelstube.

In meiner Kindheit waren die Leute ab 60 so richtig alt, auch optisch. Zähe hanebüchene Mannsbilder in Graubraun mit Steirerhut und runzlige Weiberleut' mit Kittelschürzen. Bei uns im Dorf hätte ein Kopftuchverbot eingeschlagen wie eine Bombe. Heute schauen die 60-Jährigen vergleichsweise knusprig aus. Die quetschen sich in ihre bunten Leggins und fahren mit dem Mountainbike zum Zumbakurs. Wir sind also heute offensichtlich körperlich und geistig immer länger fit, aber für die Wirtschaft reicht das trotzdem nicht. Da wird einem 46-Jährigen beschieden, dass er zu alt sei für einen Job und sich das für die Firma nicht rentiere. Es stinkt also gewaltig im System.

Denn es gibt ja in Wahrheit genug Arbeit für alle, so wie es genug Essen für alle gibt und genug Geld. Das Problem ist nur die ungerechte Verteilung. „Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut.“ Wer, außer der Wirtschaftskammer, glaubt diesen Quatsch? Erfahrungsgemäß gibt es für die Wirtschaft nie den richtigen Moment, die breite arbeitende Masse an Gewinnen zu beteiligen. An Verlusten schon, etwa wenn die Banken zu retten sind. Da werden schon mal über Nacht 100 Milliarden Steuergeld lockergemacht. Aber an Gewinnen beteiligen? Pfui. Da ist dann immer sofort der Wirtschaftsstandort in Gefahr. Das Wesen der Umverteilung ist ja, dass sie von denen ausgehen müsste, die überhaupt was zum Verteilen haben. Und die wollen in der Regel freiwillig nichts hergeben. Ein schlechtes Beispiel ist die Firma Apple, die Barreserven (!) von 285 Milliarden Dollar hortet (Stichtag 1. Februar 2018) und gleichzeitig sehr ungern Steuern zahlt.

Wenn wir Menschen immer mehr Technik entwickeln, die uns die Arbeit abnimmt, müssen wir uns Gedanken machen, wovon wir in Zukunft leben. Und wir sollten diese Aufgabe NICHT den Aktionären überlassen, weil denen ist das wurscht. Ein Mensch ist ein Kostenfaktor und vermindert die Dividende. Ein Roboter ist billiger und gründet auch keinen Betriebsrat. Wenn es schon so ist, dass uns die Maschinen ersetzen, dann sollten auch alle davon profitieren, und nicht nur die Aktionäre. Das wäre fair. Ansonsten droht uns in Zukunft eine breit angelegte Verelendung. Das wissen auch kluge Unternehmer, wie etwa der Gründer von „dm“, der sich für ein Grundeinkommen für alle ausspricht. Denn wer wird in Zukunft einkaufen können, wenn es zu wenige gesicherte Jobs und Einkommen gibt? Die Digitale Revolution gibt uns die Chance, Arbeit und Einkommen zu entkoppeln, verbunden mit einer radikalen Vereinfachung des bisherigen Sozialsystems.

Ein Rechenbeispiel aus der Schweiz vom Philosophen Richard David Precht: „Wenn man die Finanztransaktionen dort nur mit 0,05 Prozent besteuern würde, könnte jeder Schweizer ein Bedingungsloses Grundeinkommen von 2500 Franken kriegen. So etwas könnte man natürlich abgewandelt auch bei uns machen, und das wäre auch sofort beschäftigungswirksam. Unter anderem wahrscheinlich auch bei den Heerscharen von Beamten, die sich derzeit gegenseitig beim Verwalten von Sozialleistungen verwalten. Hier ist viel Widerstand zu erwarten.

Dass durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen alle auf der faulen Haut liegen würden, glaube ich nicht, denn das liegt nicht in der Natur der meisten Menschen. Wenn es dazu kommt, dass sich die Menschen sinnvolleren, erfüllenderen Beschäftigungen zuwenden können als bisher, dann folgt vielleicht auf die Digitale endlich auch die Humane Revolution.