Diese Affenhitze ... unerträglich. Selbst auf meiner schattigen Terrasse. Entweder ist es wochenlang trocken und brütend heiß oder es schüttet wie aus Schaffeln. Den leichten Sommerregen aus vergangenen Tagen gibt es kaum mehr. Laut dem „Donald Trump Institute for Global Research“ ist der Klimawandel nur eine Erfindung der Chinesen, aber alle anderen glauben schon an ihn. Die Österreichische Hagelversicherung zum Beispiel, oder die Landwirtschaftskammer. Der Borkenkäfer lacht sich einen Ast. Und in Österreich werden bereits Kakis, Kiwis und Datteln angebaut. In Zukunft angeblich auch Zitrusfrüchte und Reis. Bis zum Ende des Jahrhunderts soll es in unseren Städten ein Klima wie in Rom haben. Na ja, kann man den Oleander draußen stehen lassen.

Apropos. Ich blättere im Reiseprospekt. So eine Last-minute-Mittelmeerkreuzfahrt wäre was Feines. Dort ist es zwar auch heiß, aber mit einer schönen Meeresbrise. Außerdem entspricht das meiner mitteleuropäischen Spießertouristengesinnung: Man hat ständige Abwechslung und ist doch immer am gleichen Ort. „Bist du dir sicher?“, fragt mein Hausverstand, „bei einer einzigen Kreuzfahrt werden rund 400.000 Liter Schweröl verbrannt, und zwar ungefiltert, weil es für Schiffe keine Vorschriften gibt. Ein einziges Schiff stößt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkw auf der gleichen Distanz!“ Das tut weh. Aber man sieht doch so viele schöne Plätze, entgegne ich kleinlaut. „Das hat seinen Preis: In küstennahen Gebieten beträgt der Anteil der Kreuzfahrtschiffe an der Luftverschmutzung bis zu 50 Prozent!“

Ja, natürlich, sage ich zum Hausverstand, aber vielleicht könnten wir uns als Kompromiss auf eine Flugreise einigen? Der Hausverstand kommt in Fahrt: „Falls du etwa vorhast, in die Dominikanische Republik zu jetten, wirst du alleine als Passagier etwa 2,8 Tonnen Kohlendioxid-Belastung verursachen. Um unser Klima stabil zu halten, dürfte aber jeder Mensch pro Jahr insgesamt nur drei Tonnen verbrauchen. Damit hast du mit einer einzigen Reise dein gesamtes Jahresklimabudget verbraucht.“ Schon gut, sage ich, aber ich bin ja wohl nicht alleine am Klimawandel schuld? „Du nicht, aber die billigen Flugtickets. Kerosin wird ja nicht besteuert. Der Flugverkehr ist aber zu fünf Prozent an der globalen Erwärmung beteiligt und der CO2-Ausstoß hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Und übrigens: Würdest du gerne in der Nähe eines Flughafens wohnen?“

Du machst mir ein schlechtes Gewissen, sage ich. „Dann frag mich nicht“, sagt der Hausverstand. Hab ich gar nicht, sage ich. Was willst du eigentlich von mir, erwidere ich, nun schon etwas ärgerlich. Soll ich mit dem Elektroauto auf Sommerfrische an den Weißensee fahren? „Keine schlechte Idee, aber besser mit dem Zug. Denn schon die Produktion der Batterien eines Tesla Modell S verursacht 17,5 Tonnen CO2. Das allein belastet die Umwelt so, wie wenn du mit einem normalen Verbrennungsmotor acht Jahre fährst.“

Meine Urlaubspläne lösen sich gerade in CO2 auf. Ich flüchte vor dem Hausverstand ins Haus, um mir einen kühlenden Obstsalat zu machen, aber der Hausverstand folgt mir unerbittlich. „Aha“, sagt der Hausverstand, „Äpfel aus Neuseeland, die Banane aus Costa Rica und die Mango aus Brasilien. Willkommen bei den Vielfliegern. Falls die Herrschaften mit dem Schiff gereist sind, wünsche ich guten Appetit, denn dann sind sie begast und mit Pestiziden behandelt. Übrigens, ich wollte noch etwas zu deinem Avocado-Dip gestern Abend sagen: Eine Avocado braucht bis zur Ernte tausend Liter Wasser, das den Einheimischen fehlt. Und was deine argentinischen Grillsteaks im Kühlschrank betrifft: Für ein halbes Kilo Rindfleisch wird so viel CO2 verbraucht wie bei einem Flug von Wien nach Budapest. Schluss jetzt! Ich hau dem blöden Hausverstand eine rein und setze mich mit meinem globalen Obstsalat in den Schatten. Diese Affenhitze ... am Abend wird jedenfalls gegrillt.