Regungslos sitzend, der Kopf leicht gesenkt, der Blick richtet sich auf die vor ihm liegende Mappe. Die knapp halbstündige Verlesung der Anklageschrift durch Staatsanwältin Denise Ebner nimmt der Angeklagte, ein 41-jähriger Mann aus Althofen, ruhig hin. Dabei hat es der Inhalt in sich. "Das ist heute keine leichte Aufgabe", beginnt Ebner mit ihrem Statement. Es ginge um "Gräueltaten, die man nur aus Filmen oder der Zeitung kennt."

Detailliert schilderte die Staatsanwältin am Freitag am Landesgericht Klagenfurt anschließend, was dem gelernten Elektriker vorgeworfen wird. Er soll sich von 2016 weg an seinen drei Töchtern - heute 19, 16 und 7 Jahre alt – mehrmals vergriffen und sie massiv sexuell missbraucht haben. Sein heute 12-jähriger Sohn wurde teilweise Zeuge der Taten, die in den Nebenzimmern passiert seien sollen. Die Folge waren bei den Kindern nicht nur körperliche Schmerzen und Verletzungen, sondern auch posttraumatische Belastungsstörungen, Angstzustände oder Suizidgedanken. Langanhaltende Spätfolgen, die nur durch jahrelange Behandlung gebessert werden können, erklärt Ebner.

"Ich wusste nicht, ob sie meine Frau war oder mein Kind"

Während den Ermittlungen warf der Angeklagte seinen Kindern vor, zu lügen. Nun zeigt er sich in einem Vorfall geständig. An einem Abend im Juli 2017 kam es zu einer sexuellen Handlung mit einer Tochter, die damals 12 Jahre alt war. "Ich war leicht angetrunken und nicht mehr Herr meiner Sinne", versucht sich der 41-Jährige zu erklären. Ihm war nicht klar, wer neben ihm liegen würde. "Ich wusste nicht, ob sie meine Frau war oder mein Kind." Weder davor noch danach hätte er sich an ihr oder den anderen Töchtern sexuell vergriffen.

Warum ihn seine Kinder derartig belasten, wisse er nicht. "Es hängt vielleicht mit der Trennung von meiner Frau zusammen." Seine damalige Partnerin würde die Kinder beeinflussen. Nach der Trennung wohnte die älteste Tochter sogar über ein Jahr beim Angeklagten. "Sie sagte aber, dass es ein Fehler war", erklärt ihm Richter Gernot Kugi, Vorsitzender des Schöffengerichts. Vor der Trennung sei das Verhältnis untereinander laut Angeklagten "familiär" gewesen.

Brief für Staatsanwältin ein Geständnis

Für die Staatsanwältin gibt es keinen Grund, den Kindern nicht zu glauben. Wie ein Geständnis wirkt für sie zudem ein Brief, den der Angeklagte aus der Untersuchungshaft an seine Eltern geschickt hatte. "Es tut mir leid, dass ich nicht so brav und unschuldig bin, wie alle glauben. Ich habe die Quittung dafür bekommen. Ich glaube, ich kann es nie wieder gut machen. Ich schäme mich in Grund und Boden", lauten Auszüge aus dem Schreiben, das der Angeklagte ohne das Wissen verfasste, dass die Staatsanwaltschaft den Brief ebenfalls zu Gesicht bekommt. Heute meinte der 41-Jährige, er würde sich im Schreiben nicht auf die Vorwürfe beziehen, "sondern auf kleinere Vergehen aus der Jugend." Ebenfalls im Brief beschreibt der Mann, dass ihn im Alter von 15 Jahren sein Cousin missbraucht haben soll. Er sieht sich in diesem Prozess selbst auch als Opfer.

Kurz nach 14 Uhr fällte das Schöffengericht ein Urteil: 15 Jahre muss der Mann hinter Gittern, er erbat sich drei Tage Bedenkzeit. Ebner gab keine Erklärung ab.