Sommerzeit ist auch Gelsenzeit. Das Surren der gemeinen Stechmücke (Hausgelse) ist auf die Dauer unangenehm und erst recht ein Stich. Seit einigen Jahrzehnten ist in Europa ein vermehrtes Auftreten sogenannter gebietsfremder Gelsenarten bemerkbar. Damit geht die Gefahr einher, dass sich exotische Krankheitserreger hierzulande verbreiten können. Die Gelsen werden mittels Güterverkehr eingeschleppt. Wenn die klimatischen Bedingungen stimmen, können sie sich ansiedeln.

Im Rahmen eines EU einheitlichen Gelsenmonitorings, an dem auch Österreich teilnimmt, wird das Auftreten sowie die Verbreitung gebietsfremder Gelsenarten erfasst und überwacht. "In Kärnten sind an sechs Standorten Eigelegefallen positioniert", sagt Christian Wieser vom Landesmuseum Kärnten, das Kooperationspartner der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ist. Fallen gibt es in den Bezirken St. Veit, Klagenfurt (Stadt und Land) und Villach (Stadt und Land).

Tagaktiv und anpassungsfähig

Während die koreanische Buschmücke nur vereinzelt vorkommt – österreichweit wie in Kärnten – ist die japanische Buschmücke bereits in allen Bundesländern nachgewiesen worden. Speziell in Kärnten und der Steiermark wurden im Vorjahr im Rahmen des Monitorings besonders viele Eier dieser Art nachgewiesen.

Die japanische Buschmücke
Die japanische Buschmücke © James Gathany

Besonderes Augenmerk wird bei dem Monitoring auf die asiatische Tigermücke gelegt. Die tagaktive Gelse stammt ursprünglich aus den tropischen Wäldern Südost-Asiens und gilt als sehr anpassungsfähig. Sie ist potenzieller Überträger von mehr als 20 Krankheitserregern, wie dem Dengue-Virus, dem Chikungunya-Virus sowie dem Zika-Virus. In Ländern wie Italien und Frankreich habe es bereits Fälle von Übertragungen durch die Tigermücke gegeben.

"Derzeit ist es jedoch extrem unwahrscheinlich, dass sich diese Krankheiten auch in Österreich ausbreiten", beruhigt die AGES. In Österreich seien bislang Infektionen mit dem Dengue-Virus und dem Chikungunya-Virus ausschließlich nach Fernreisen aufgetreten. Infektionen mit dem West-Nil-Virus, das auch von der heimischen Gelse übertragen werden kann, gab es in Kärnten bis dato noch nicht.

Die heimische Steckmücke
Die heimische Steckmücke © James Gathany

Blinde Passagiere

Dem steht gegenüber, dass sich die Tigermücke laut Monitoring-Jahresbericht 2021 von einem Jahr zum anderen deutlich ausbreiten konnte. Tigermücken-Hotspots seien Graz und Wien. In diesem Jahr wurde die Tigermücke erstmals auch in Kärnten nachgewiesen. Und zwar an der Autobahnraststation Grafenstein sowie beim Zollamt Arnoldstein. An Autobahnraststätten haben die blinden Passagiere am ehesten die Möglichkeit, die "Mitfahrgelegenheit" zu verlassen. Normalerweise werden sich die Mücken dort mangels Brutgewässern aber nicht ansiedeln, heißt es von der AGES.

Die Bevölkerung kann mittels der kostenlosen App "Mosquito Alert" mithelfen, die Verbreitung gebietsfremder Gelsen zu beobachten, so die AGES. Die eingesendeten Fotos werden von Experten begutachtet. "Die Unterscheidung von Steckmücken ist nicht einfach. Dazu braucht man Erfahrung", sagt Wieser. Die Tigermücke hat auffällig gestreifte Beine sowie einen gestreiften Hinterleib. Einzigartig ist aber der weiße Streifen auf dem Rücken.