Seine letzte publizistische Arbeit erschien Mitte April in der Kleinen Zeitung. In einem Leserbrief klagte Heinz Stritzl die Untätigkeit Europas an, das Elend der Flüchtlingskinder auf den griechischen Inseln zu lindern. In der Nacht auf Sonntag beendete der frühere Chefredakteur der Kleinen Zeitung sein journalistisches Werk für immer, er schlief friedlich ein.

Heinz Stritzl wäre am 27. Dezember 100 Jahre alt geworden. Bis vor wenigen Tagen verfolgte er die aktuellen Entwicklungen intensiv. Seine Stimme wurde bei den Telefonaten zunehmend schwächer, nicht aber sein leidenschaftliches Engagement für Menschen und gegen Missstände und Ungerechtigkeit. Die schrecklichen Bilder aus den griechischen Flüchtlingslagern hatten ihn das ganze vergangene Jahr über aufgewühlt und zu vielen schriftlichen Plädoyers veranlasst, doch endlich in europäischer Solidarität zu handeln und für die Flüchtlinge menschenwürdige Lösungen zu finden. Die Bilder von Not und Elend hatten bei Heinz Stritzl die Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegsverheerungen wachgerufen. Er hatte dieser Zeit und seiner eigenen Rolle als Offizier der deutschen Wehrmacht in dem Interviewbuch, das er gemeinsam mit dem jungen Kollegen Thomas Cik veröffentlichte ("Der Zeitzeuge"), breiten Raum eingeräumt.

Wertvolle Verständigungsarbeit

Weil ihm nach dem Krieg der Zugang zum Studium verwehrt blieb, schlug der gebürtige Steirer die journalistische Laufbahn ein. Sie führte ihn in den 1950er-Jahren nach Kärnten, wo er die Kleine Zeitung auf- und bis zu seiner Pensionierung im Dezember 1991 zum Markt- und Meinungsführer ausbaute. "Heinz Stritzl hat Kärnten in der Nachkriegszeit mehr geprägt als so mancher führender Politiker", würdigte ihm vor einigen Jahren Historiker Stefan Karner. Stritzl und Karner hatten gemeinsam in der "Kärntner Konsensgruppe" wertvolle Verständigungsarbeit geleistet, die den Boden für die Lösung der zweisprachigen Ortstafelproblematik aufbereitet hatte.

Für Heinz Stritzl war die Arbeit in der Konsensgruppe in gewisser Weise auch die Aufarbeitung der eigenen nicht immer unumstrittenen journalistischen Arbeit in den 1970er- und 1980er-Jahren. Dazu zählte die publizistische Förderung des aufstrebenden Politikers Jörg Haider, dessen spätere Entwicklung Stritzl ebenso heftig geißelte.

Einsatz für Land und Leute

Doch in das Geschichtsbuch Kärntens trug sich Heinz Stritzl mit seinem Einsatz für Land und Leute ein. Er war der widerständige Journalist in einem Land mit einer jahrzehntelangen erdrückenden absoluten politischen Mehrheit. Er implantierte in Kärnten den Natur- und Umweltschutz. Stritzl war es, der mit einer Kampagne die Verbauung der Nockalm verhinderte. Er nahm sich menschlicher Notfälle an, startete viele Hilfsaktionen, die später unter seinem Nachfolger Reinhold Dottolo in der Gründung der Hilfsaktion "Kärntner in Not" mündeten. Und Heinz Stritzl vertiefte sukzessive die Regionalberichterstattung der Kleinen Zeitung, die vor über 30 Jahren zur Gründung der mittlerweile acht Regionalausgaben führte.

Als Chefredakteur war er ein Vorbild an Einsatzfreude, Disziplin, aber auch Distanz. Heinz Stritzl war mit ganz wenigen Politikern, Kollegen und Mitarbeitern per Du. Er förderte Talente und erkannte fortschrittliche Strömungen. So unterstützte er gerne das Privatradio, das in den 1980-er-Jahren als "Piratensender" jenseits der Grenze dem öffentlich-rechtlichen Monopol im Lande Konkurrenz ansagte. Dem Alpen-Adria-Raum galt Stritzls Interesse schon lange, bevor die grenzüberschreitende politische Arbeitsgemeinschaft gegründet wurde und der Eiserne Vorhang fiel. Denn Stritzl erarbeitete sich die Rolle des Anwalts der Minderheiten in den südosteuropäischen Ländern. Es ist dies ein weiteres Vermächtnis und ein weiterer Auftrag von Heinz Stritzl für die nachfolgenden Journalistinnen- und Journalisten-Generationen der Kleinen Zeitung Kärnten und Osttirol.

"Sein Leben war voller guter Taten"

Der Mensch Heinz Stritzl blieb vor persönlichen Schicksalsschlägen nicht verschont. Söhnchen Heinz verlor die junge Familie zweijährig im Jahr 1950. Später bangte das Ehepaar Stritzl monatelang um die Tochter, die bei einem Verkehrsunfall schwerst verletzt wurde. Und als im Jahr 2014 nach über 70 gemeinsamen Jahren Ehefrau Herta verstarb, war dies für Heinz Stritzl kaum zu ertragen.

"Der Tod von Heinz Stritzl, das ist eine so traurige Nachricht. Es war ein besonderes Leben, das ihm zuteil wurde, mit einer unglaublichen Bandbreite, mit Höhen und Tiefen. Ein verdienter Österreicher", zeigte sich Reinhold Dottolo, sein Nachfolger als Chefredakteur, betroffen. Ebenso Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair: "Heinz Stritzl war ein Journalist und Chefredakteur mit Herz und Seele. Er hat die Kleine Zeitung, ihre Blattlinie und ihre regionale Verankerung in Kärnten sehr geprägt und war für mich persönlich auch in seiner Zeit als Pensionist ständig aktiver Beobachter und Gesprächspartner für aktuelle Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und auch in der Styria."

Auch Chefredakteur Hubert Patterer, von Stritzl Mitte der Achtziger ins Redaktionsteam geholt, würdigte das publizistische Wirken des Verstorbenen. "Heinz Stritzl hat die Kleine Zeitung in Kärnten groß gemacht. Über Jahrzehnte hinweg verkörperte er in autoritären politischen Verhältnissen die kritische Gegenöffentlichkeit." Noch in späten Jahren habe sich Stritzl als Anwalt eines geweiteten Kärnten verdient gemacht. Mit seinem Engagement in der Konsensgruppe habe er entscheidend mitgeholfen, dass in der ungelösten Frage der zweisprachigen Ortstafeln eine offene, schwärende Wunde im Zusammenleben der Volksgruppen ausheilen konnte.

Der Kärntner Chefredakteur der Kleinen Zeitung, Wolfgang Fercher, sagt zum Ableben Stritzls: „Mit seiner Hartnäckigkeit und Verbindlichkeit war Heinz Stritzl ein Vorbild für Generationen von Journalistinnen und Journalisten. Auch im hohen Alter hat er noch hellwach und kritisch hingeschaut.“

Unser Mitgefühl gilt seiner Tochter Angelika Tunis und ihrer Familie, die in Berlin beheimatet ist und sich trotz der großen Entfernung intensiv um die Betreuung von Heinz Stritzl gekümmert hat, gemeinsam mit vielen befreundeten Familien und wertvollen 24-Stunden-Betreuerinnen, für deren liebevolle Pflege Heinz Stritzl so dankbar war. Wir alle werden Heinz Stritzl ein ehrendes Andenken bewahren.

Die Verabschiedung des Verstorbenen findet am Freitag, dem 11. Juni, um 14 Uhr in Klagenfurt-Annabichl statt.