Sie ist eine Kämpferin. Sie musste es sein – und zwar eigentlich schon ihr ganzes Leben lang. „Ich habe viele Schicksalsschläge erfahren müssen, schon in der Kindheit. Mein Mann ist sehr jung gestorben, als ich mit meinem zweiten Kind schwanger war. Als ich schwer krank geworden bin, konnte ich nicht mehr arbeiten gehen und bin in finanzielle Nöte geraten“, blickt die 60 Jahre alte Kärntnerin, Mutter dreier Kinder, auf ihr bewegtes Leben zurück. „Mir hat es sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen, als ich die Krebs-Diagnose bekam. Das war vor sechs Jahren. Was folgte, waren Operationen, Strahlen- und Hormonbehandlungen. Vieles für meine Genesung musste ich auch aus eigener Tasche zahlen“, sagt die Frau, die bis dahin stets in einem Vollerwerbsjob tätig war.

Da sie aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr so belastbar war, musste sie ihren Job aufgeben und ging in Frühpension. „Und jetzt muss ich mit 1180 Euro Pension samt der Witwenpension auskommen. Für die Wohnungsmiete muss ich monatlich 600 Euro aufbringen.“ Hinzu kommen 440 Euro für den Heimplatz der Tochter. „Man kann sich leicht ausrechnen, was da übrig bleibt“, sagt die Frau. Eine Wohnbeihilfe des Landes wurde ihr nicht gewährt. Für außerplanmäßige Ausgaben, wie für die anstehende Reparatur ihres Autos, muss sie ihren Bankkredit jedes Mal weiter aufstocken.

Nie aufgegeben

Die Kämpfernatur hat sie dennoch nie aufgeben – auch wenn es nicht immer leicht war –, schon deshalb, um ihrer jüngsten Tochter eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Diese besucht eine berufsbildende höhere Schule und konnte in allen Schulsemestern bis jetzt nur Einser im Zeugnis aufweisen. Da die Familie abgelegen wohnt, wäre der Schulweg zu weit gewesen, ihre Tochter musste sich einen Heimplatz suchen. „Meine finanziellen Sorgen sollen ihrem Bildungsweg nicht im Wege stehen. Das will ich nicht. Selbst die Lehrer haben ihr Talent erkannt“, sagt die Mutter. Ihre Tochter möchte nach der Schule gerne ein Lehramtsstudium abschließen, um als Pädagogin arbeiten zu können.

Hilfe von "Kärntner in Not"

„Ich hätte nie geglaubt, dass es mir als österreichische Staatsbürgerin, die immer brav ihre Steuern bezahlt hat, einmal so ergeht. Ich fühlte mich wirklich im Stich gelassen. Oft liest man in den Medien von rascher Hilfe für Menschen, die sie brauchen. Die Wirklichkeit sieht anders aus“, sagt die Kärntnerin, „ich habe in manchen Monaten oft nicht gewusst, wie ich finanziell über die Runden komme. Aus diesem Grund bin ich dem Verein ,Kärntner in Not‘auch für seine unbürokratische Hilfe, die ich erhalten habe, sehr dankbar.“ Ein Zuschuss des Landes deckt nicht einmal ein Viertel der Heimkosten ab.

Matura nachgeholt

Die Kärntnerin war in ihrem Leben – trotz der Schicksalsschläge – stets wissbegierig geblieben. Neben der Arbeit hat sie die Abendmatura erfolgreich nachgeholt. „Ich habe immer leicht gelernt“, sagt die Frau, die sich ihre Freizeit gerne mit dem Lesen von Romanen mit geschichtlichem Hintergrund vertreibt. „Das ist das beste und wohl günstigste Hobby, das man haben kann“, sagt sie und zum ersten Mal findet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Es ist ein Lächeln, das sie sich für die Zukunft behalten möchte.