Das Oktoberfest in München fällt wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr aus. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gaben die Entscheidung am Dienstag bekannt. "Es tut uns weh, es ist unglaublich schade", sagte Söder. Ein Fest in der Größe, mit der Internationalität und unter den Bedingungen bedeute jedoch eine zu hohe Gefahr.

Die sogenannte "Wiesn" sollte vom 19. September bis zum 4. Oktober stattfinden. Rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt wurden dazu erwartet. In Corona-Zeiten wäre die Ansteckungsgefahr auf dem Volksfest mit oft bis auf den letzten Platz besetzten Bierzelten und dem Gedränge in den Gassen zu groß.

"Wir haben erlebt, dass der Apres-Ski in Ischgl, verschiedene Starkbierfeste beispielsweise oder auch Karnevalsveranstaltungen leider Viren-Drehscheiben waren", sagte Söder. Insofern gelte bei Festen die größte Sensibilität. "Solange es keinen Impfstoff gibt, solange es kein Medikament gibt, muss besonders aufgepasst werden."

Reiter sagte, es sei ein emotional schwieriger Moment. Das Oktoberfest sei das zentrale Fest und das Highlight des Jahres - jedenfalls für ganz viele Menschen. "Und es einfach nicht stattfinden zu lassen, ist schon eine bittere Pille." Es habe auch ökonomisch in wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeiten negative Auswirkungen auf München. Nicht nur Schausteller, Wirte und Budenbesitzer auf dem Volksfest selbst, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler profitieren von dem Volksfest. Die Wiesn 2019 hatte nach Angaben der Stadt einen Wirtschaftswert von rund 1,23 Milliarden Euro.

Die Oktoberfestwirte reagierten mit großem Bedauern, aber auch Verständnis. "Die Gesundheit unserer Gäste liegt uns besonders am Herzen und hat oberste Priorität", sagte der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer. Die Absage berühre auch die Wirte emotional. Neben dem Oktoberfest stehen laut Söder (CSU) auch weitere Volksfeste im Freistaat im Spätsommer und Herbst vor der Absage. Wenn die Wiesn nicht stattfinden könne, dann gelte dies auch für "ähnlich Feste", die im selben Zeitraum in Bayern stattfinden sollten. "Da glauben wir auch, es wäre für unverantwortlich, das dort zu machen. Man kann nicht auf der Wiesn ein Bierzelt nicht machen, aber woanders."

Auch Reiter betonte, es könne Volksfeste, vor allem natürlich das Oktoberfest, aber "auch andere in dieser Zeit einfach nicht geben". Auch das Zentrale Landwirtschaftsfest, das parallel zur Wiesn in München geplant war, findet nach Angaben Reiters diesmal nicht statt.

Spätestens seit der deutschen Bund und die Bundesländer in der vergangenen Woche beschlossen hatten, Großveranstaltungen bis Ende August zu verbieten, war klar, dass das auch für viele Volksfeste im Herbst das Aus bedeuten würde, darunter das Oktoberfest. Noch Ende März hatte es geheißen, man wolle über die Wiesn so spät wie möglich entscheiden - Ende Mai oder spätestens Anfang Juni. Dann hätten die Zulassungen für Wirte, Schausteller und Marktkaufleute durch die Stadt erteilt werden müssen. Anfang Juli hätte auf der Theresienwiese der Aufbau begonnen.

Nicht zum ersten Mal wird ein Oktoberfest abgesagt. Schon im 19. Jahrhundert war es wegen einer Seuche ausgefallen: Weil die Cholera tobte, fiel das Fest 1854 und 1873 aus. Auch zu Kriegszeiten gab es vielfach keine Oktoberfeste. Während der Weltkriege wurde das Volksfest gestrichen, ebenso 1923 in der Phase der Hyperinflation.