Das Land Kärnten setzte kürzlich eine „Geste der Verantwortung“ und bat alle Opfer des ehemaligen Primars Franz Wurst um Verzeihung. Selbst Jahrzehnte nach den Gräueltaten melden sich noch Betroffene. Warum brechen sie so spät ihr Schweigen?
WOLFGANG WLADIKA: Das erleben wir häufig. Traumatisierte Jugendliche oder junge Erwachsene sind sehr damit beschäftigt, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, und wollen ihre Belastungen „vergessen“. Deshalb können sie das oft gut kompensieren und ein „normales“ Leben führen. Wenn die innerpsychischen Abwehrkräfte dann durch Alter oder andere Umstände, wie Pensionierung, geringer werden, brechen diese Dinge oft heraus. Oftmals braucht es auch einen besonderen Anstoß, wie ein Gespräch oder einen Fernsehbeitrag, dieses Schweigen zu brechen.