Anna S.* hatte es nie leicht in ihrem Leben. Als Kind erkrankte sie schwer.

„Es ging ganz schnell. Ich bin am Abend normal schlafen gegangen und in der Früh konnte ich nicht mehr richtig gehen“, erinnert sie sich. Niemand habe gewusst, was los ist. Heute ist klar: Anna S. hat eine schwere, seltene Muskelerkrankung. Die Frau braucht einen Rollator oder Krücken, um sich fortzubewegen. Jeder Schritt bereitet ihr Mühe.

Ihre zwei Kinder im Schul- und Jugendalter zieht die Frau alleine groß. Trotz enormer körperlicher und finanzieller Einschränkungen managt Anna S. ihr Familienleben, liebevoll und mit der Kraft einer Löwin.

Sie und ihre Kinder müssen auf fast alles verzichten, was für andere völlig normal ist. Alltagsarmut nennt sich das, was Anna S. durchlebt. Doch sie jammert nicht.

„Ich bin mit wenig zufrieden und auch meine Kinder haben gelernt, bescheiden zu sein“, sagt die Kärntnerin. Wer ihre Wohnung betritt, weiß, was sie meint: Die Möbel sind uralt und trotz sorgfältiger Pflege völlig abgenützt. Das Wohnzimmer ist eine Ansammlung von gebrauchten, verschiedenen Kästen, einer Sitzecke und einem 20 Jahren alten Fernseher. Eines der Kinder schläft derzeit auf einem gebrochenen Sofa. „Ich wollte eine neue, ausziehbare Couch kaufen. Aber ich muss noch sparen. Derzeit habe ich kein Geld dafür“, meint die Frau. Sie selbst schläft auf einem gebrauchten Bett. „Das habe ich geschenkt bekommen und bin sehr zufrieden damit.“

Finanzielle Hürden

Trotz ihrer Krankheit war Anna S. viele Jahre lang berufstätig. Erst als ihre Bewegungsabläufe schlechter wurden, musste sie in Invaliditätspension gehen. Ihr Einkommen ist gering. Und so wird alles zu einer finanziellen Herausforderung: die Einkäufe, Schulausflüge der Kinder, eine neue Winterjacke, die Geburtstage in der Familie – alles. „Wer so wenig hat wie ich, wird sehr einfallsreich. Als mein Kind vor kurzem Geburtstag hatte, kaufte ich ihm ein Duschbad und ein Haargel und verpackte es schön. Mehr war nicht drin. Aber mein Kind hatte so eine Freude damit“, erzählt die Frau.

Zum Vater der Kinder gibt es keinen Kontakt mehr. Anna S. ist für den Haushalt und sämtliche Alltagsprobleme in der Familie alleine zuständig. Dabei vergisst sie oft, auf sich selbst zu achten: Sie hat kaum Zeit für die Therapien, die ihr gebrechlicher Körper so dringend brauchen würde. Ihre Schmerzen nimmt sie einfach hin. Für Heilbehelfe oder gewisse Behandlungen fehlt das Geld.  „Hauptsache meinen Kindern geht es gut“, betont die Mutter immer wieder. Sie habe gelernt, zurückzustecken. Das mache ihr nichts aus.

Einmal ans Meer

Natürlich gibt es ein paar Herzenswünsche. Aber wenn Anna S. darüber spricht, wird sie beinahe verlegen. Fast so, als ob sie über puren Luxus reden würde. Einmal möchte die Familie gerne gemeinsam ans Meer fahren, erzählt die Frau. „Da war ich vor 20 Jahren das letzte Mal“, lächelt sie.

Aber das Wichtigste wären natürlich neue Möbel und bessere Betten, Kleidung und Schulbedarf – damit der Alltag ein bisschen schöner und leichter wird.

*Name von der Redaktion geändert