Es ist schlichtweg ergreifend, wenn man ihn sieht. Wie ein Riesenbaby liegt er in seinem Rollstuhl mit zurückgeklappter Lehne, hilflos, fast unbeweglich, der Kopf fällt schwer auf die Brust, Speichel rinnt aus dem Mund, die Augen sind weit offen. Sein Ausdruck ist gutmütig, irgendwie erstaunt, als würde er sich fragen, wie es so weit kommen konnte, warum er da so sitzen muss im Rollstuhl, wo er doch ein aktiver, kräftiger Mann gewesen war, der sein berufliches Handwerk verstanden hatte und liebend gerne die Tiere am Hof versorgt hatte. Diesen wollte er übernehmen um Bauer zu werden.

Und dann der Unfall, der Tag, der alles verändern sollte. Nicht nur für ihn, sondern die ganze Familie, die ihn am Morgen noch frisch und munter ins Auto steigen gesehen hatte. Er wollte im Tal etwas erledigen. Doch er kam nicht zurück. Statt dessen die Nachricht, dass er auf der Intensivstation sei. Jakob (Name von der Redaktion geändert) war mit dem Auto in den Fluss gestürzt und lange ohne Sauerstoff gewesen. Zu lange. Ein Hirnödem war entstanden, er fiel ins Wachkoma. Aus diesem ist er nie wirklich erwacht.

Das "Essen" dauert dreieinhalb Stunden

Aufopfernd wird Jakob nun zuhause von seiner Mutter gepflegt. Essen kann er nicht, er wird mit einer Magensonde ernährt. Zweimal am Tag wird ein Säckchen mit Flüssignahrung an einen dünnen Schlauch angeschlossen, das „Essen“ dauert dreieinhalb Stunden. Die Hände oder Füße bewegen kann Jakob nicht alleine. Meist verharrt er ruhig in der gleichen Stellung. Nur wenn er hustet, zuckt er am ganzen Körper und überstreckt oft den Kopf, der dann nach hinten fällt.

„Er kann jetzt schon selber aufhusten“, erzählt die Mutter vom großen Erfolg, der durch Aufsetzen im Bett, ständiges Abklopfen und Physiotherapie erreicht wurde. „Nun muss er nicht mehr abgesaugt werden“. Jakob hustet oft. Manchmal viel weißen Schleim, der immer sofort abgewischt wird. Fast den ganzen Tag ist die Mutter bei ihrem Sohn. Der Vater arbeitet, die Geschwister sind außer Haus. Auch nachts schlafe sie in seinem Zimmer, erzählt sie.

50.000 Euro für eigenen Zubau

Nach dem Unfall wurde für Jakob ein eigener Zubau gemacht, mit einem hellen, barrierefreien Zimmer und barrierefreiem Bad. Für die Kosten von etwa 50.000 Euro musste die leidgeprüfte Familie, die in den letzten Jahren schwere familiäre Verluste hinnehmen musste, einen Kredit aufnehmen. Meist schiebt die Mutter Jakob in die Küche, damit er bei ihr sein kann. „Ob er etwas versteht, wenn wir reden, weiß ich nicht“, sagt sie. „Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass er auf gewisse Worte reagiert“.

Zum Beispiel wenn vom Traktor gesprochen wird oder vom Heu machen, von Dingen und Tätigkeiten, die Jakob geliebt hat. „Dann wird er ganz zittrig“, schildert die Mutter. „Doch meistens schaut er mich nur an und macht ein gurgelndes Geräusch, mehr kommt nicht“. Wenn kleine Kinder zu Besuch kommen, freue er sich, meint die Mutter. „Je mehr gelacht wird, desto entspannter ist er“.

Dreimal am Tag kommt eine Hauskrankenhilfe, mit der sie Jakob, der immer noch ein großer und schwerer Mann ist, aufsetzt, wickelt und wäscht. „Wir machen das mit einem Rutschbrett“, erzählt sie. Sie hat Handgriffe gelernt, um mit ihm umzugehen. „Am Anfang war es ganz schlimm, ich wusste überhaupt nicht, was auf mich zukommt“, erinnert sie sich.

Freude über Fortschritte

„Das Schlimmste war, dass die Ärzte ihn schon aufgegeben hatten und mich gefragt haben, ob sie ihm überhaupt noch helfen sollten“. Und doch habe er Fortschritte gemacht, freut sich die Mutter. Manchmal könne er ganz leicht ein, zwei Finger heben oder den Fuß bewegen. Mit der Logopädin übt er das Schlucken, die Physiotherapeutin versucht ihn zu bewegen, damit er nicht spastisch wird.

Früher sei er gerne Ski gefahren und auf die Berge gestiegen, sagt die Mutter, die ihn nie aufgegeben hat. „Ich wäre unglücklich, wenn er nicht da wäre“. Gerne würde sie mit Jakob in den Ort oder zu den Nachbarn fahren. Aber das Gelände in der Gegend ist sehr steil und nicht asphaltiert. Ein Rollstuhl ist unmöglich zu schieben. Jakob würde ein Reha-Mobil mit Motor brauchen. Doch das kostet 11.700 Euro. Deshalb bittet die Mutter um Hilfe.