Ein Haus mit Seele. Das merkt man bereits beim Betreten der Wohnküche von Familie K. Die bunt gestrichenen Wände zieren Fotos von Kindern beim Spielen, Blödeln und Kuscheln. Auf fast jedem ist die siebenjährige Emilia* mit ihrem drei Jahre jüngeren Bruder Thomas zu sehen. Manchmal mit Kater Camillo im Arm, der es sich auf dem Rollstuhl in der Ecke bequem gemacht hat. Gleich neben Emilias Puppenküche, mit der sie immer so gern gespielt hat.

Bis zu jenem Tag im Sommer, an dem das Mädchen über starke Kopfschmerzen klagte. „Ich dachte zuerst an eine Lebensmittelvergiftung, da sich Emilia auch übergeben musste und am ganzen Körper heiß war, obwohl das Thermometer gerade einmal 35 Grad anzeigte“, erinnert sich Emilias Mama Claudia.

Nach ein paar Tagen war wieder alles normal, das Mädchen quietschvergnügt wie immer. „Fünft Tage später bekam sie erneut starke Kopfschmerzen. Da war mir klar, dass das keine Lebensmittelvergiftung sein konnte.“ Claudia und ihr Mann Klaus packten das kleine Mädchen zusammen und brachten es ins Krankenhaus. „Dort wurden etliche Checks gemacht, vorerst ohne Ergebnis. „Im ersten Moment war ich erleichtert darüber, denn dann konnte ja nichts Schlimmes sein, dachte ich. Bis der Arzt meinen Mann und mich ausdruckslos ansah und sagte, dass das kein gutes Zeichen ist. In dem Moment traf es mich wie mit einem Hammer“, erzählt Claudia und bricht in Tränen aus.

Als es Emilia rapide schlechter ging, entschieden sich die Ärzte für eine Not-OP. „Sie hatte schon einen Wasserkopf und lief ganz blau an“, erinnert sich die Kärntnerin an diesen Moment. „Ich konnte Emilia nur noch ein Bussi geben, dann waren sie mit ihr auch schon im OP.“ Bei der Operation stellte sich heraus, dass im Kopf der Siebenjährigen ein bösartiger Tumor wuchs.

Quälende Stunden

Die Familie war wie gelähmt, konnte nur warten, bis die Ärzte mit ihrem kleinen Mädchen aus dem OP kamen. „Knapp sieben Stunden dauerte die Operation. Den Ärzten gelang es schließlich, den Tumor zur Gänze zu entfernen“, sagt Claudia und wischt sich dabei die Tränen von den Wangen. Doch das sollte erst der Anfang sein.

Fünf Wochen Krankenhaus folgten, Mama, Papa und die Großeltern waren abwechselnd an Emilias Seite, hielten ihre Hand, redeten ihr gut zu. „Vor allem meine Eltern sind eine unglaubliche Stütze, ohne sie wäre das alles nicht machbar“, ist Claudia dankbar. Sie kümmern sich auch viel um den vierjährigen Thomas, der seine Schwester vermisst. Er leidet aber auch unter dem Ausnahmezustand, in dem sich die Familie seit Monaten befindet. „Diese ständige Zerrissenheit zwischen meinem kranken und meinem gesunden Kind, das mich genau so braucht, ist nahezu unerträglich. Ich habe immer das Gefühl, dass es, egal wie ich es mache, immer falsch ist“, erzählt die zweifache Mama.

Inzwischen bekommt die Familie psychologische Hilfe, die vor allem Thomas gut tut. Doch all das kostet Geld. Claudia ließ sich nach der Diagnose karenzieren, ihr Mann muss weiter arbeiten gehen, um die Familie erhalten zu können. Doch das Geld reicht so schon kaum aus, zumal nun auch noch ein mehrmonatiger Auslandsaufenthalt bevorsteht. „Die spezielle Strahlentherapie, die Emilia jetzt dringend braucht, ist nur in dieser einen Klinik möglich“, erklärt Claudia, die mit ihrer Familie auch von der Kärntner Kinderkrebshilfe unterstützt wird. Sie, ihr Mann und der kleine Thomas werden Emilia in dieser schweren Zeit nicht von der Seite weichen.

Erspartes aufgebraucht

Doch nicht nur der mehrwöchige Aufenthalt der Familie in der Nähe der Klinik sowie Hilfsmittel, die Emilia später benötigt, verschlingen das gesamte Ersparte der Kärntner. Auch die benötigten Folgetherapien sind teuer. Emilia schlägt sich tapfer, ist eine kleine Kämpferin. Doch an schlimmen Tagen ist sie so schwach, dass sie den Rollstuhl braucht. An guten Tagen hält die Siebenjährige nichts im Bett, auch wenn sie sich schonen sollte. „Mama, Mama, ich habe gerade mit Thomas im Garten Fußball gespielt“, steht Emilia plötzlich in der Küche und strahlt übers ganze Gesicht. Ein seltener, aber umso schönerer Moment für die Familie. Claudia streicht ihrer Tochter über das zum Teil abrasierte Haar, lächelt und sagt: „Super, mein Schatz.“

Mehrere OPs und Vollnarkosen musste das Mädchen mit den großen, blauen Augen schon über sich ergehen lassen und auch die Spezialbestrahlung wird dem kleinen Körper viel abverlangen. Obwohl Emilia aufgrund der Infektionsgefahr weder in die Schule noch Freunde sehen darf, hat sie ihr zauberhaftes Lachen nicht verloren. Nur manchmal verschwindet es. Dann, wenn die Schmerzen wieder da sind und sie fragt: „Mama, warum tut es so weh? Mama, warum ich?“

Nur ein Wunsch ans Christkind

Weihnachten will die Familie in Kärnten sein, in der Hoffnung, dass die Therapie angeschlagen hat. Emilia hat ohnehin nur einen Wunsch ans Christkind: „Ich möchte gesund werden und ins Legoland fahren. Oder einfach ans Meer.“

* Namen geändert