Noch vor einem Jahr war Österreich für Mobilfunkkunden eine Art Paradies. Der starke Wettbewerb in den 2000er Jahren führte zu sehr guten All-In-Tarifen. Auch der Verkauf von Telering an T-Mobile im Jahr 2006 änderte daran noch nichts. Die große Zäsur kam 2013. Orange wurde an Drei verkauft und der Diskont-Anbieter Yesss! ging an A1. Schlagartig waren zwei Anbieter vom Markt, die für günstige Tarife bekannt waren.
Ein Jahr später zeigt die Berechnung der Kleinen Zeitung, dass sich die Kosten für Smartphone-Nutzer verschlechtert haben. Die drei Anbieter A1, T-Mobile und Drei haben die Stützungen für Endgeräte massiv gekürzt. Auf die Laufzeit von 24 Monaten ergeben sich Preissteigerungen von bis zu 40 Prozent. Livia Dandrea-Böhm von A1 bringt es auf den Punkt:
"Unser Kernthema ist der Tarif. Welches Gerät der Kunde wo kauft, obliegt ihm. A1 setzt beim Netz auf hohe Qualität. Das zeigt auch der Netztest von Connect. Wir sind ein Premiumanbieter und das hat einen Preis. Die Kunden sind mündig genug und können zwischen den Angeboten in Österreich wählen. Anfang des Jahres haben wir unsere Kostenstruktur überprüft und die Aktivierungsgebühr erhöht. "
Preisanstieg verflacht
Seit 2011 sind auch die Sprach- und SMS-Preise um bis zu 40 Prozent gestiegen, erklärt Johannes Gungl, Geschäftsführer der Telekom-Regulierungsbehörde RTR: „Seit Oktober hat sich der Anstieg allerdings verflacht.“ Gungl führt das auf den Start von UPC als virtueller Anbieter zurück. Er geht davon aus, dass der Preisdruck mit dem Einstieg weiterer Mobilfunkunternehmen wieder steigen werde.
Allerdings beschränken sich Diskonter in erster Linie auf Kunden, die selten bis gar nicht das Internet nutzen. UPC steigt mit einem Preis von 14,90 Euro und einer Downloadgeschwindigkeit von zwei Mbit pro Sekunde ein. Ausgiebiges Surfen im Netz ist damit fast ausgeschlossen. „Das Angebot richtet sich in erster Linie an Bestandskunden“, erklärt UPC-Pressesprecher Siegfried Grobmann. Neukunden wird man damit kaum locken können. Das Angebot gleicht dem von Yesss! und SparMobil.
Auch Hofer will am Mobilfunkmarkt mitmischen und startet Anfang Jänner mit einem eigenen Angebot. Zwar unterbietet die Handelskette mit einem Preis von 9,90 Euro im All-in-Tarif die Konkurrenten. Doch Hofer Telekom spart ebenfalls bei der Downloadgeschwindigkeit. Geboten werden 7,2 Mbit/s (HoT fix). Der Tarif für mobiles Internet bietet indes höhere Geschwindigkeiten von bis zu 21 Mbit/s (HoT data). Wie alle Diskontanbieter wird auch Hofer keine gestützten Smartphones anbieten.
Mit Anfang Jänner verschwindet dann auch Yesss! aus den Hofer-Regalen. Die A1-Tochter kooperiert künftig mit der Rewe-Gruppe. Simkarten und Guthaben kann man bei Billa und Merkur kaufen.
BWB untersucht den Markt
Welche Folgen die Fusion von Drei und Orange wirklich hatte, wird Mitte kommenden Jahres geklärt sein. Die Bundeswettbewerbsbehörde untersucht die Entwicklungen am Markt. Auch Parallelen in der Preisgestaltung werden genau unter die Lupe genommen. So haben alle Anbieter die Aktivierungsgebühr auf 69 Euro angehoben und die Tarifmodelle von T-Mobile und Drei sind bis auf 0,10 Euro die gleichen.
Die beiden Unternehmen machen dafür vor allem die neuen EU-Roamingbestimmungen und die hohen Kosten für LTE-Frequenzen verantwortlich. Barbara Holzbauer von T-Mobile:
„Die Finanzierungskosten für LTE sind für T-Mobile exorbitant. Dazu kommt die Verpflichtung das Netz weiter auszubauen. Bei den Kosten für den Netzbetrieb gibt es gegenüber 2012 gravierende Unterschiede. Die LTE-Versteigerung und Ausbauverpflichtung belasten ebenso, wie die Begrenzung der Roaminggebühren. Diese Faktoren treffen alle Anbieter. Bei der Preisermittlung kommt man notwendigerweise zu ähnlichen Ergebnissen.“
Weitere Anbieter folgen
Auch Drei wird einen dreistelligen Millionenbetrag in die Verbindungsqualität investieren. Drei-Pressesprecher Tom Tesch: „Im aktuellen Readyness-Index liegt Österreich beim Netzausbau nur auf Platz 58 - beim Wettbewerb allerdings weiters auf Platz Eins.“ Drei musste im Zuge der Orange-Übernahme sein Netz für weitere Mobilfunker öffnen. Tesch:
„In den kommenden Wochen werden noch weitere virtuelle Anbieter im Netz von Drei starten. Daher ist es zu früh etwas über die neuen Wettbewerber zu sagen. Drei bietet das beste Preis-/Leistungsverhältnis. Doch trotz steigender Nutzung sinken die Umsätze der Mobilfunker seit 2006. Gleichzeitig verdoppelt sich die mobile Internetnutzung jährlich. Deshalb investiert Drei, um das Sprach- und Datennetz auszubauen. Die Frequenzauktion 2013 hat den Markt massiv belastet.“
RTR-Chef Gungl betont, dass man erst abwarten müsse, wie sich der Markt im kommenden halben Jahr entwickelt. Die derzeit geltenden Auflagen bezüglich Netzöffnung müssten erst ihre Wirkung entfalten. Sollte es am Markt wirklich zu Verzerrungen kommen, werde man reagieren, betont die Bundeswettbewerbsbehörde.
Kommentar
ROMAN VILGUT