Zahlen über die in Europa in Gefangenschaft lebenden Tiger gehen auseinander. Während Angaben europäischer Behörden eine Gesamtzahl von 913 ergeben, kam "Vier Pfoten" nach eigenen Recherchen auf etwa 1.600 Tiere in Gefangenschaft. Laut der Tierschutzorganisation deutet diese Diskrepanz auf schwere Mängel bei der Datenerfassung hin. "Vier Pfoten" empfiehlt zudem die Ausarbeitung von EU-Richtlinien.

Diese sollen die Mitgliedsstaaten dazu anhalten, Export und Rückexport von lebenden Tigern und Tigerteilen zu stoppen - mit Ausnahmen im Falle von seriösen Zoos oder Schutzzentren. Zudem soll ein umfassendes Verbot des kommerziellen Tigerhandels eingeführt werden.

"Das Verbot des kommerziellen Handels wird dazu führen, dass Wildtierhändler und -züchter nicht mehr Kapital aus Tigern schlagen können", erklärte Kieran Harkin, Internationaler Kampagnenleiter für Wildtierhandel bei "Vier Pfoten", dazu. "Davon profitieren nicht nur die in Gefangenschaft lebenden Tiere, sondern auch die noch wenigen Tiger in freier Wildbahn."

Es gebe überdies keine genaue Auskunft darüber, wie viele Tiger in Europa geboren werden, wo sie ihr Leben verbringen und was mit ihnen passiert, wenn sie sterben. "Vier Pfoten" habe 28 EU-Mitgliedsstaaten und acht Nachbarländer aufgefordert, die tatsächliche Anzahl von Tigern in Zoos, Privathaltungen, Zirkussen und Schutzzentren zu veröffentlichen. Es hätten jedoch nur 17 von 36 Ländern geantwortet.

"Die meisten EU-Mitgliedsstaaten haben keine zentralen Register", erläuterte Harkin. "Offizielle Papiere können problemlos gefälscht werden, oder Jungtiere werden erst gar nicht aufgezeichnet. Tiger werden als Ware angesehen und für Zucht, Handel und Ausbeutung herumgereicht."

Auch in Österreich sei von sieben zuständigen Behörden in den Bundesländern keine Antwort gekommen. Zwei weitere Länderbehörden sowie eine Bundesbehörde hätten zwar geantwortet, aber ohne Auskunft. Sie hätten auf jene Zoos verwiesen, die Tiger halten. Die Privathaltung und/oder Verwendung von Wildtieren in Zirkussen ist in Österreich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern verboten.

Österreich liege nach Information von "Vier Pfoten" bei den Beschlagnahmungen von Tiger-Körperteilen und -Erzeugnissen, die in der EU-TWIX-Datenbank ausgewiesen sind, mit insgesamt 420 Konfiszierungen zwischen 2014 und 2018 europaweit auf Platz zwei hinter den Niederlanden. Im gleichen Zeitraum exportierte Österreich laut CITES Datenbank neun lebende Tiger und belegt damit den siebenten Platz unter den europäischen Exportnationen.