Am Montag startet die Europäische Bürgerinitiative (EBI) "Save Bees and Farmers", die zum Schutz der Bienen und Ökosysteme ins Leben gerufen worden ist. Bauern und Bäuerinnen sollen beim Umstieg auf eine umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützt und synthetische Pestizide wie Glyphosat bis 2035 aus dem Verkehr gezogen werden, berichtete die NGO Global 2000 am Montag.

Gelingt es, bis spätestens September 2020 eine Million Unterschriften aus mindestens sieben EU-Ländern zu sammeln, muss sich die EU-Kommission mit den Anliegen der Initiative beschäftigen und dann entscheiden, ob sie die Forderungen gesetzlich verankert. Unterstützt wird die Initiative bisher von mehr als 90 Organisationen aus 17 EU-Ländern, darunter Verbände aus der Imkerei und der Landwirtschaft, sowie Organisationen aus dem Gesundheits- und Umweltbereich. In Österreich haben sich neben Global 2000 u.a. die Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung, die Biene Österreich, der Österreichische Erwerbsimkerbund und die ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt (AEGU) der Initiative angeschlossen.

"Nur eine nachhaltige, pestizidfreie Landwirtschaft kann die Nahrungsmittelversorgung jetziger und zukünftiger Generationen sicherstellen und Antworten auf die wachsenden Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise bieten", ist Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei Global 2000 und Mitbegründer der Initiative, überzeugt. Er hofft künftig auch auf Lenkungseffekte etwa hinsichtlich der USA und Brasilien: "Irgendwer muss anfangen. Die EU ist ein großer Wirtschaftsraum, der etwas bewirken kann", sagte er im Gespräch mit der APA.

Systemwandel gefordert

Einen dringenden Systemwandel forderten auch bereits die Welternährungsorganisation (FAO), der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) und der Weltklimarat (IPCC), um den weltweiten Zusammenbruch der Artenvielfalt zu stoppen, betonte Global 2000. Ein Viertel der Wildtiere in Europa sei stark bedroht, die Hälfte der Ökosysteme befinde sich in einem kritischen Zustand und die Grundlage für die Ernährung der Menschen sei in Gefahr, warnte die NGO.

Konkret fordert "Save Bees and Farmers" die Reduktion des Pestizideinsatzes um 80 Prozent bis 2030 - beginnend mit den gefährlichsten Substanzen - um bis 2035 frei von synthetischen Pestiziden zu sein. Weiters die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt durch den Wiederaufbau der natürlichen Ökosysteme sowie die Unterstützung der Bauern und Bäuerinnen beim Übergang: Kleinteilige, vielfältige und nachhaltige landwirtschaftliche Strukturen und agrarökologische Anbaumethoden sollen gefördert und die Forschung zu pestizid- und gentechnikfreiem Anbau vorangetrieben werden.

Vier Millionen kleine Höfe verschwunden

Derzeit seien Millionen von Bauern durch unfairen Wettbewerb und mangelnde politische Unterstützung vom Markt gedrängt worden, kritisierte Global 2000. In der EU seien zwischen 2005 und 2016 vier Millionen kleinere Höfe verschwunden, eine Entwicklung, die auch in Österreich deutlich zu spüren sei, wo täglich sieben Betriebe schließen müssten.

"Die EBI kommt zur rechten Zeit", meinte Christian Boigenzahn, Geschäftsführer von Biene Österreich. An der kommenden Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bis 2027 werde bereits intensiv gearbeitet. Und eine reformierte, finanziell gut ausgestattete GAP sei notwendig, um die Ziele der Bürgerinitiative zu erreichen. "In Österreich gibt es zum Schutz der Bestäuber in einem zukünftigen österreichischen Agrarumweltprogramm (ÖPUL) bereits positive Signale seitens des Landwirtschaftsministeriums", so Boigenzahn.

Biene ist überlebenswichtig

Allein in der EU hängen 84 Prozent der Kulturpflanzenarten und 78 Prozent der Wildblumenarten zumindest teilweise von der Bestäubung ab. Bis zu 15 Milliarden Euro der jährlichen Agrarproduktion der EU werden direkt auf die Bestäuber zurückgeführt. "Die gegenwärtige Krise lässt sich durch einen raschen und zielgerichteten Wandel unseres Energie- und Ernährungssystems, sowie unseres Konsumverhaltens bewältigen", ist Burtscher-Schaden optimistisch. Die EU-Bürgerinitiative soll diesen notwendigen Wandels nun anstoßen.