Nach einigen Wolfsattacken auf Weidetiere in Salzburg und anderen Bundesländern hat die Umweltschutzorganisation WWF am Donnerstag einen "konstruktiven Neuanfang" in der Debatte um das Raubtier eingefordert. Anlässlich der am Freitag stattfindenden Landesagrarreferentenkonferenz im burgenländischen Stegersbach schlug die NGO als ersten Schritt vor, einen nationalen "Wolfsgipfel" zu beschließen.

Aktionsprogramm

Ebenso hat der WWF ein fünf Punkte umfassendes Aktionsprogramm vorgestellt, das ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Wolf und Mensch ermöglichen soll und das sowohl die EU-Rechtslage, die Naturschutzsicht wie auch die Anliegen von Landwirten bzw. Weidetierhaltern berücksichtigen soll. "Wer die Betroffenen wirklich unterstützen will, fördert und finanziert Herdenschutz. Es ist im absoluten Interesse der heimischen Landwirte, dass international bewährte Lösungen auch in Österreich erprobt und ausgebaut werden. Dazu gibt es derzeit schlicht keine Alternative", sagte WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.

Comeback für Schafhirten

Umgesetzt werden soll der Herdenschutz unter anderem dadurch, indem der aussterbende Beruf des Schafhirten wieder attraktiver werde, so ein Vorschlag Pichlers. Auch die Wohnbedingungen für Hirten auf den Almen müssten verbessert werden. Was die Finanzierung betrifft, so verwies der WWF auf die Schweiz, wo der Bund Herdenschutz seit Jahren mit etwa 2,5 Millionen Euro jährlich fördert. Die Bemühungen in Österreich seien hingegen derzeit bescheiden und die Förderungen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Neben dem Herdenschutz schlug der WWF als zweiten Punkt die rasche Einrichtung eines unbürokratischen Entschädigungstopfs vor, des Weiteren eine kontinuierliche Datenerhebung und wissenschaftliche Dokumentation bezüglich des Wolfsvorkommens sowie eine bundesländerübergreifende Zusammenarbeit. Als fünften Punkt forderte der WWF eine seriöse Information ein, denn "der Wolf ist weder eine reißende Bestie noch ein Kuscheltier. Stimmungsmache und Wagenburgmentalität lösen keine Probleme", argumentierte Pichler.

Laut WWF hat sich in Deutschland während 20 Jahren Wolfspräsenz kein einziger Zwischenfall mit Menschen ereignet. "Im Gegensatz dazu beißt alle paar Minuten ein Hund einen Menschen. Auch Kühe gehen auf Wanderer los, und immer wieder gibt es dadurch sogar Tote", schrieb die NGO. Zudem erlaube der Schutzstatus des Wolfs auch schon jetzt im Ernstfall und bei Gefährdung der Sicherheit die "Vergrämung bzw. in letzter Konsequenz die Entnahme, d.h. Tötung des Raubtiers". Das notwendige Prozedere sei im geltenden Managementplan aus dem Jahr 2012 klar festgelegt und müsse daher nicht neu erfunden werden.