In der in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Vita von Elon Musk könnte der heutige Tag ein ganz besonderes Datum werden: Der als visionärer Querkopf bekannte Tesla-Boss, Paypal-Gründer und nicht zuletzt Weltraumspediteur will am späten Mittwochabend (22.33 Uhr MESZ) mit einer SpaceX-Trägerrakete US-Astronauten zu der in etwa 408 Kilometer Höhe um den Planeten kreisenden Internationalen Raumstation (ISS) bringen.

Abheben wird die Falcon 9 samt "Dragon"-Kapsel mit Robert Behnken (49) und Douglas Hurley (53) im Inneren vom geschichtsträchtigen Launch Complex LC-39-A im Kennedy Space Center auf Merritt Island in Florida: Während des Apollo-Programms, das den Menschen Ende der 1960er-Jahre schließlich den Erdenmond betreten ließ, schossen von hier gleich zwölf Saturn-V-Raketen in das Vakuum des Alls.

Bemerkenswert ist Mission "Demo-2" aus zweierlei Gründen: Erstens würde für die US-Raumfahrtbehörde Nasa, deren glanzvollste Missionen in der Vergangenheit liegen, ein Erfolg wieder mehr Unabhängigkeit von russischen Raumfahrtmodulen bedeuten: Mit der Rückkehr der "Atlantis" zur Erde am 21. Juli 2011 wurde das Space-Shuttle-Programm eingestellt. Seitdem fliegen auch US-Astronauten mit bewährten Sojus-Kapseln zur ISS. In der Ära des "Space Race" wäre das für die Supermacht eine unvorstellbare Schmach gewesen. Angesichts deutlicher Budgetkürzungen während der letzten Jahre ging es aber nicht mehr anders.

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Für Musks 2002, also ganze 44 Jahre nach der Nasa, gegründetes Unternehmen ist der Start eine echte Feuertaufe, eine Bewährungsprobe, an der man SpaceX auch künftig messen wird: Die erste bemannte Mission des kommerziellen Raumfahrtunternehmens dürfte, sofern sie glückt, auch Kritiker verstummen lassen. In der Vergangenheit war man vor Fehlschlägen nicht gefeit: Im letzten November etwa explodierte eine Testrakete: Der Prototyp war Teil des "Starship"-Systems, mit dem Musk eines Tages Menschen zum Mars befördern will, um diesen peu à peu zu kolonialisieren. Nun gilt es, die vorhandene Skepsis zu ebener Erde zurückzulassen.

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Zum Start kündigte sich Donald Trump an, der versuchen dürfte, zumindest für einige Momente von der katastrophalen Situation rund um das Coronavirus in seinem Land abzulenken. Der Präsident will den Vereinigten Staaten wieder die Vorherrschaft im All sichern – Ende 2019 hat er ja eine "Space Force" als sechsten Arm der US-Streitkräfte einrichten lassen.



Der Flug zur langsam das Ende ihrer Laufbahn ansteuernden ISS soll 19 Stunden dauern. Verzögert sich der Start ob ungünstigen Wetters – und das schien nicht unwahrscheinlich –, gäbe es am Samstag ein neues Zeitfenster. "Öffnet eure Augen und schaut in den Himmel!", gab Musk auf Twitter als Losung für das neue Kapital aus. Nasa-Größen scheinen indes volles Vertrauen zu haben: SpaceX habe "eine Erfolgsstory" geschrieben, streute Scott Hubbard, der einst ein Forschungszentrum leitete, Rosen.

Der Druck wurde dadurch nicht kleiner.