Als erster US-Bundesstaat erlaubt Washingtonkünftig das Kompostieren von Leichen. Gouverneur Jay Inslee, einer der Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten, unterzeichnete am Dienstag ein Ende April vom Parlament verabschiedetes Gesetz, das die Methode als Alternative zur Sarg-Bestattung oder Einäscherung zulässt. Es tritt in einem Jahr in Kraft.

Kompostieren ist umweltfreundlicher als die herkömmlichen Methoden und liegt damit im US-Trend der "grünen" Bestattungen. Die neue Methode sei "natürlich, sicher, nachhaltig, sie stößt weniger Treibhausgase aus und benötigt weniger Land als Sarg-Bestattungen und Einäscherungen", sagte Katrina Spade, die Frau hinter dem Gesetz. Sie gründete in Seattle das erste Unternehmen, das bald mit der "dritten Option" von Bestattungen auf den Markt kommen will.

Verwesungsprozess beschleunigen

Spades Start-up Recompose entwickelte dafür in Zusammenarbeit mit der Washington State University ein Verfahren weiter, das schon seit Jahrzehnten in der Landwirtschaft bei Tierkadavern eingesetzt wird. Dabei handelt es sich im Prinzip darum, den Verwesungsprozess zu beschleunigen: Der Leichnam kommt gemeinsam mit Stroh, Holzspänen und Schneckenklee in einen speziell geformten Stahlbehälter. Dort werden die menschlichen Überreste dann innerhalb von 30 Tagen von Mikroben abgebaut.

Übrig bleibt etwa ein Kubikmeter Erde, wie sie laut dem Start-up auch in Gartencentern erhältlich ist. Die Angehörigen könnten mit der Erde einen Baum zur Erinnerung an den Verstorbenen pflanzen, schlägt Recompose vor.

Laut dem Unternehmen wollen sich über die Hälfte der US-Bürger einäschern lassen, im Nordwestküstenstaat Washington sind es sogar 76 Prozent. Immer mehr Bürger wollen zudem "umweltfreundlich" bestattet werden - wie etwa der Anfang März verstorbene Schauspieler Luke Perry, der sich in einem biologisch abbaubarenund den Verwesungsprozess beschleunigenden Anzug bestatten ließ.

Für die Kompostierung Verstorbener will Recompose 5.500 Dollar (knapp 5.000 Euro) verlangen. Das ist etwas mehr als die Kosten einer Feuerbestattung und etwas weniger als eine klassische Bestattung im Sarg.

Für Spade hat die neue Methode sogar etwas Spirituelles: "Die Idee, auf diese Weise unmittelbar zur Natur und in den Kreislauf von Leben und Tod zurückzukehren, ist eigentlich sehr schön", sagte sie. Washingtons Bischofskonferenz ist da anderer Ansicht: In einem Schreiben an das Parlament des Bundesstaats kritisierte sie, die Methode der Kompostierung bringe dem Verstorbenen nicht den nötigen Respekt entgegen.